WGRK zur Covid-19-Pandemie

© WCRC Meeting/Screenshot

Reformierte Weltgemeinschaft startet Erkenntnisprozess

„Was verlangt Gott von uns? Erkennen, Bekennen und Bezeugen im Zeitalter von COVID-19 und darüber hinaus“ So lautet der Titel des gemeinschaftsweiten Erkenntnisprozesses der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK). Am 9. Dezember 2020 hat er mit einem globalen Online-Treffen und einem Aufruf zu prophetischem Handeln an alle Reformierten Gemeinden weltweit gestartet. Diesem Treffen werden 2021 weitere folgen und sollen so einen umfassenden Diskussionsprozess begleiten.

Neue Alternativen und Visionen

„Wir versammeln uns heute, um gemeinsam zu überlegen: ‚Was verlangt der Herr von uns?’ Wir versammeln uns, um unseren stetigen Weg zur Gerechtigkeit zu bekräftigen“, sagte Najla Kassab, Präsidentin der WGRK. Dabei wurde schnell aufgezeigt, dass es um einen globalen und radikalen Neuansatz im Denken und Handeln gehen muss. „Heute ist ein Moment des Kairos, in dem wir zum Handeln aufgerufen sind und uns bemühen, die Welt von den langanhaltenden Ungerechtigkeiten zu heilen, die nicht einmal der Impfstoff heilen wird. Es ist unser Weg, nach neuen Wegen zu suchen, um die Gemeinschaft zu stärken und die Welt zu verwandeln, um von neuen Alternativen und neuen Visionen einer Realität zu träumen, die auf Gerechtigkeit beruht.“

Globale Ungleichheit wächst

Mit dem Erkennen von Ungerechtigkeiten ist auch ein Einschreiten gefordert, wo wir dies als Christengemeinschaften können, war der gemeinsame Tenor. „Wir befinden uns in einer Zeit zwischen den Zeiten. Wir wollen uns unsere Welt neu vorstellen und auch, wie wir in diesen COVID-19-Zeiten Kirche sein können“, sagte Lungile Mpetsheni, Moderatorin der Arbeitsgruppe COVID-19 und darüber hinaus. „Die globale Ungleichheit wächst nicht nur, sie ist sogar auf schockierende Weise festgefahren und außer Kontrolle geraten“, sagte Allan Boesak in seinen Ausführungen, bevor er den Entwurf einer Erklärung vorstellte. „Kann die Kirche den Kairos-Moment, den Gott und die Geschichte uns auferlegt haben, wahrnehmen, erkennen und danach handeln?“ Dazu meinte Chris Ferguson, Generalsekretär der WGRK: „Dieser Prozess erfordert von uns ein theologisch und biblisch fundiertes Engagement, das die globalen, regionalen, nationalen und lokalen Realitäten anspricht. Wir müssen die Verflechtung zwischen dem Lokalen und dem Globalen erkennen. Es gibt keine lokale Realität, die nicht von der globalen Weltordnung beeinflusst und geprägt ist. Es gibt keine globale Realität, die nicht durch und von lokalen Gemeinschaften und Ressourcen gestaltet wird.“

Gemeinsam reformiert werden

„Die Ungerechtigkeit ist kaum noch zu ergründen und ist zur Normalität geworden. Unsere Welt ist zu einem blinden Kampf um den Mammon geworden. Wie können wir mitmachen bei einer skandalösen Umgestaltung unserer Welt?“, fragte Victoria Turner (Großbritannien). „In diesem Zusammenhang gibt es einen Christus, der die Schwächsten in der Gesellschaft erkennt und auswählt. Und in der Tat sollte es genau dieser Christus sein, der uns aufruft, ihm nachzueifern – auf der Seite der Schwächsten zu stehen, derjenigen, die am meisten von dieser Krankheit betroffen sind“, sagte Rothney Tshaka (Südafrika), als er darüber sprach, wie die WGRK in einen processus confessionis eintreten könnte. „In Psalm 11,3 fragt der Psalmist angesichts einer scheinbar unüberwindbaren Krise: ‚Wenn die Fundamente zerstört sind, was kann der Gerechte tun?’“, sagte Chris Ferguson. „Wie sind wir als eine globale Koinonia, die zur Gemeinschaft berufen und der Gerechtigkeit verpflichtet ist, konkret dazu berufen, in diesen fundamenterschütternden Zeiten eine Gemeinschaft zu sein?“ Das Motto lautete: erkennen, bekennen, bezeugen und gemeinsam reformiert werden.

Phil Tanis
Sprecher der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen
Beitrag gekürzt H.K.