Evangelische Kirche H.B. oder Reformierte Kirche. Die Bezeichnung evangelisch H.B. (nach dem 2. Helvetischen Bekenntnis von Heinrich Bullinger, Zürich 1566) geht auf das Toleranzpatent 1781 bzw. Protestantenpatent 1861 zurück.
Entstehungsgeschichte
Die Existenz der Kirche verdanken wir der Reformation im 16. Jahrhundert, wobei die Evangelische Kirche H.B. mit der Evangelischen Kirche A.B. eng verbunden ist. In den 20er Jahren des 16. Jahrhunderts wurde, beeinflusst von Martin Luther, vornehmlich in Wien, im evangelischen Sinn gepredigt. Am Ende des 16. Jahrhunderts waren etwa 2/3 der Bevölkerung evangelisch. Neben lutherischen Einflüssen kamen aus der Schweiz auch reformierte Impulse. So wirkte durch Persönlichkeiten wie Michael Gaismair, Führer des Tiroler Bauernaufstandes oder Georg Erasmus Tschernembl, Führer des ständischen Widerstandes in Oberösterreich, Zwinglis und Calvins Gedankengut auch nach Österreich hinein. Die Kirche H.B. ist bis heute theologisch und strukturell von den Schweizer Reformatoren Ulrich Zwingli und Johannes Calvin geprägt.
Im Zuge der Rekatholisierung Österreichs wurden alle evangelische Gottesdienste verboten und Evangelische im ganzen Land verfolgt und ausgewiesen. Erst nach dem Toleranzpatent Kaiser Josefs II. 1781 konnten die Evangelischen, wenn auch beschränkt, ihren Glauben ausüben, Bethäuser errichten und Gemeinden gründen. Im 19. Jahrhundert gehörten der Evangelischen Kirche H.B. viele namhafte Persönlichkeiten der Wirtschaft, der Industrie und der Wissenschaft an. Darunter auch Graf von Fries, der den „Blauen Portugieser“ nach Niederösterreich brachte. 1861 hat das Protestantenpatent Kaiser Franz Josefs I. weitere Beschränkungen aufgehoben. In der Zwischenkriegszeit gab es noch einmal eine Phase, dem sog. Austrofaschismus, in der Evangelische diskriminiert wurden. Das Protestantengesetz von 1961 hat die beiden evangelischen Kirchen rechtlich mit der römisch-katholischen Kirche gleichgestellt.