Stellungnahme zum Brand im Jüdischen Friedhof in Wien

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Wiener Zentralfriedhof – Fenster der Zeremonienhalle auf dem Neuen Jüdischen Friedhof

Landessuperintendent Thomas Hennefeld

Ich bin zutiefst erschüttert über die Brandlegung im Jüdischen Friedhof und über das Sprayen der Hakenkreuze an der Außenmauer des Friedhofs. Eine Woche vor dem Jahrestag der Novemberpogrome erfasst es mich mit Grauen, dass jüdische Einrichtungen wieder angezündet und mit Hassparolen beschmiert werden. Aus dieser verabscheuenswürdigen Aktion spricht der blanke Hass gegen alles Jüdische in unserer Stadt und in unserem Land. Es ist traurig, dass Jüdinnen und Juden, ihre Schulen, Synagogen, Bethäuser und Friedhöfe geschützt werden müssen. Es darf nicht bei Lippenbekenntnissen bleiben, dass Antisemitismus keinen Platz in unserem Land hat. Er ist leider sehr real und hat viel zu viel Platz. Es muss entschieden nicht nur gegen jene vorgegangen werden, die solche Schandtaten verüben, sondern auch gegen alle, die diesen Hass schüren, sei es in der Politik, in den Medien oder in sozialen Netzwerken, damit sich das Gift des Antisemitismus nicht noch weiter ausbreitet. Mögen die Kräfte in unserer Gesellschaft die Oberhand behalten, die sich für ein friedliches, respektvolles und angstfreies Miteinander von unterschiedlichen Religionen und Kulturen in unserem Land einsetzen.

Wien, 1.11.2023
Thomas Hennefeld
Landessuperintendent der Evangelischen Kirche H.B. in Österreich
Pfarrer der Zwinglikirche
Schweglerstraße 39
1150 Wien
Österreich