„Grün ist die Farbe Gottes“

Schöpfungsglaube in der Klimakrise

Bereits vor gut 40 Jahren war Grün in christlichen und reformierten Kreisen „in“. 1982 hat der vor kurzem verstorbene reformierte Pfarrer Peter Karner mit Erika Fuchs ein spezielles „Lesebuch für Umweltbewusste“ herausgebracht. „Texte für grüne Christen“ und Christinnen finden sich in diesem ökologisch-biologisch-theologischen Sammelband vieler Autor*innen aus Gegenwart und früheren Jahrhunderten. Fuchs und Karner hatten es damals klar auf den Punkt gebracht. Der Schöpfungsglaube hat sich an den ökologischen Krisen zu bewähren. 40 Jahre später veröffentlicht die Evangelische Kirche A. u. H.B. nun ein klares Statement, man könnte auch sagen: „umfangreiches Bekenntnis“ zum Schöpfungsglauben in der Klimakrise. Wir wollen diese beiden Publikationen in einen konstruktiven Dialog zueinander setzen.

Grün ist Gottes Farbe

„In diesem Sinne wären ‚grüne Christen’ [und Christinnen, Anm. Red.] Menschen, die daran glauben, dass Christus die ganze Schöpfung erlöst hat: den Menschen zusammen mit der Butterblume, dem Löwen, dem Meer, der Luft, den Wiesen und Gletschern. Die Wiederentdeckung der ‚grünen Theologie’ und ‚grünen Lebenspraxis’ der Heiligen Schrift und aller anderen ‚menschlichen Schriften’ könnte ein entscheidender Beitrag zur Rettung unseres Planeten im auslaufenden zweiten Jahrtausend sein.“ Mit diesen Worten beschließen Fuchs und Karner ihr Vorwort zu dem Sammelband aus dem Jahr 1982. Und wir haben heute 2023 zu ergänzen: Auch im dritten Jahrtausend müssen wir sicherlich mit noch mehr Anstrengungen und viel mehr Elan und Kreativität diesem Auftrag Gottes, den Planeten lebenswert zu hinterlassen, gerecht werden.

Schöpfungsglaube in der Klimakrise

Unter diesem Titel hat die Generalsynode der Evangelische Kirche A. u. H.B. im Dezember 2022 ihr klares Statement präsentiert. „Dies ist die Zeit für Schöpfungsglauben. In der schwierigen Zeit der Klimakrise suchen wir als Evangelische Kirche A. u. H.B. Orientierung und Kraft in unserem Glauben. Wir verstehen uns aus dem Auftrag, Gottes Frohe Botschaft für unsere Zeit – also angesichts der Klimakrise – richtig und kräftig zu bezeugen. Wir sehen uns als Teil einer Gemeinschaft von vielen Kirchen weltweit, mit denen zusammen wir bei der 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen im September 2022 die „Ökumenische Dekade der Buße und des praktischen Eintretens für einen gerechten und blühenden Planeten“ ausgerufen haben.“

Auf allen Ebenen für den Klimaschutz

In den Gemeinden, auf der Ebene der Länder und im Bund will man sich verstärkt engagieren und „Alliierte in der Zivilgesellschaft“ suchen. Zentrales Anliegen dabei bleibt die soziale Gerechtigkeit. Wegweisend sieht man dabei die Verankerung von Verbindlichkeiten im Klimaschutz, die Betonung der Sozialpolitik, das Augenmerk soll auf der Energiefrage ruhen, die Mobilität soll den nötigen Wandel vollziehen und Nachhaltigkeit gilt als Gebot der Stunde. Auch selbstkritische Töne werden klar formuliert. Karner/ Fuchs haben es vor 40 Jahren als das Entstehen einer Art „neuer Moral“ gefordert, um die Schicksalsgemeinschaft alles Lebendigen auf der Erde zu begreifen. Darauf verwiesen haben bereits viele Denker*innen und es liegt an uns, hier in diesem Geiste Gottes tätig zu werden.

Harald Kluge

Auszüge aus dem Buch: „Texte für grüne Christen. Grün ist die Farbe Gottes. Ein Lesebuch für Umweltbewußte.“, Peter Karner/ Erika Fuchs (Hg.), Wien 1982.
„Schöpfungsglaube in der Klimakrise“, Generalsynode 10. Dezember 2022. Der gesamte Text findet sich auf www.kirchenrecht.at unter Amtsblatt Sondernummer 2022.