Die Synode der Evangelischen Kirche H.B. tagte in Bludenz

Die Synode tagte am 8. Dezember 2016 in den Räumen der Pfarrgemeinde A.u.H.B. Bludenz.
Die Synode tagte am 8. Dezember 2016 in den Räumen der Pfarrgemeinde A.u.H.B. Bludenz unter dem Vorsitz von Georg Jünger.

Pfarrerin Franke: Hirtenamt ist ganzer Gemeinde aufgetragen

13.12.2016 – Mit einem Eröffnungsgottesdienst, an dem Presbyter und Presbyterinnen aus allen Vorarlberger Gemeinden mitwirkten, begann die Synode der Evangelischen Kirche H.B. am 7. Dezember 2016 in der Kirche „Zum guten Hirten“ in Bludenz. Pfarrerin Eva Maria Franke betonte in Ihrer Predigt über Joh. 10 (Christus spricht: „Ich bin der gute Hirte“), dass die Verantwortung für das Hirtenamt aus reformierter Sicht bei der ganzen Gemeinde liegt. Diese hat das Hirtenamt in besonderer Weise heute auch an Menschen, die als Flüchtlinge nach Österreich kommen und den Beistand ihrer Kirche brauchen, auszuüben. Flüchtlinge, die in der evangelischen Kirche in Bludenz getauft worden waren, gestalteten den Gottesdienst mit, indem sie die biblischen Lesungen auf Farsi lasen.

Die Synode tagte am 8. Dezember in den Räumen der Pfarrgemeinde A.u.H.B. Bludenz unter dem Vorsitz von Georg Jünger. Dieter Buchholz, Präsident der Evangelischen Kirche in Liechtenstein, der gemeinsam mit dem Liechtensteiner Pfarrer, Johannes Jung, angereist war, überbrachte ein Grußwort.

Auf der Tagesordnung der Synode stand unter anderem die Vorstellung und Wahl einer Landespfarrerin. Pfarrerin Naemi Schmit-Stutz. Die Teilzeitpfarrstelle wurde 2007 eingerichtet und befindet sich derzeit in der Gemeinde Wien-West.

In seinem Bericht hob Landessuperintendent Thomas Hennefeld die Vorbereitungen des Reformationsjubiläums der Evangelischen Kirchen hervor.

In Vorarlberg wird unter dem Titel „Hier stehe ich…“ von 19. Mai bis 31. Oktober 2017 eine Ausstellung zu sehen sein. Geplant ist die Aufstellung von Silhouetten bedeutender evangelischer Persönlichkeiten im Vorarlbergmuseum in Bregenz und an weiteren öffentlichen Orten in ganz Vorarlberg.

1999 hatte die Synode in Bregenz die Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften beschlossen. Nun wurde ein Antrag einstimmig angenommen, nach dem geprüft werden soll, ob die Unterscheidung von Trauung und Segnung rechtlich und theologisch noch angemessen ist oder aufgehoben werden soll.
Neben Fragen der Evaluierung (Wien Innere Stadt) und des Datenschutzes befasste sich die Synode außerdem mit der Frage der Klimakollekte, die sie den Pfarrgemeinden insbesondere für die Abrechnung der Dienstfahrten mit dem Auto empfahl (www.klima-kollekte.at).

In der Synode wurde zweier verstorbener Persönlichkeiten gedacht, die sich in besonderer Weise für ihre Kirche eingesetzt hatten: Sabine Neumann (Theologin, Seelsorgerin und Religionspädagogin), und Alfred Heinrich (Stv. Synodalkurator u. langjähriges Mitglied der Synode H.B. sowie der Generalsynode). Die Synode schloss mit einem Dank an die gastgebende Pfarrgemeinde Bludenz, die sich in großzügig um das leibliche wohl der Synodalen kümmerte.

Auszug aus der Eröffnungspredigt von Eva Maria Franke:

Die Spaltung unserer Gesellschaft in arm und reich, unten und oben, Mitte und Rand, Einheimische und Ausländer, Flüchtlinge und Migranten, stellt uns unter anderem folgende Fragen:

Haben wir es in der Wahrnehmung unseres Hirtenamtes versäumt, entschieden und glaubwürdig genug mit Worten und Taten zu verkünden, dass die Kirche Jesu Christi sich aus Menschen aus allen Völkern der Welt zusammensetzt? Wir zu allen Völkern der Welt gesandt sind?

Haben wir es versäumt, unseren evangelischen Gemeindegliedern und mit ihnen der Gesellschaft, in der wir leben, deutlich zu machen, dass wir eine Kirche mit Migrationshintergrund sind, unsere Gemeindeglieder Schweizer, Afghanen, Niederländer, Iraner, Deutsche, Schotten sind? Dass, wenn in der Evangelischen Kirche alle Ausländerinnen und Ausländer bzw. Österreicherinnen und Österreicher mit Migrationshintergrund wegfallen würden, es mit der Versorgung der Evangelischen Kirche in Österreich mit Pfarrerinnen und Pfarrern sehr schlecht aussehen würde?

Haben wir es versäumt, unseren evangelischen Gemeindegliedern und mit ihnen der Gesellschaft, in der wir leben, deutlich zu machen, dass auch unsere Religion zurückgeht auf Abraham, der aus dem Bereich des heutigen Irak nach Palästina immigrierte? Unsere Religion aus dem Morgenland kommt und nicht aus dem Abendland?

Haben wir es versäumt, unseren evangelischen Gemeindegliedern und mit ihnen der Gesellschaft, in der wir leben, deutlich zu machen, dass wir auch im Sinne von ecclesia reformata semper reformanda – eine reformierte Kirche ist immer wieder zu reformieren – ein wanderndes Gottesvolk sind und Nationalismus und Patriotismus keine christlichen Werte sind?

Haben wir es versäumt, unseren evangelischen Gemeindegliedern und mit ihnen der Gesellschaft, in der wir leben, deutlich zu machen, dass wir Selbstwert und Selbstvertrauen schöpfen können aus dem Vertrauen auf Gottes, dessen Kinder wir sind? Und dass Angst nicht in der Liebe ist?

Die Liste der Fragen nach möglichen Versäumnissen ließe sich noch verlängern. Entscheidend ist aber nun, zu erkennen, dass es an der Zeit ist, dass möglicher Weise Versäumte nachzuholen. Mehr denn je. Wir dürfen und müssen uns darauf besinnen, dass wir als Kinder Gottes, als Schwestern und Brüder Jesu Christi, als gleichwertige und gleichberechtigte Geschöpfe Gottes und begnadigte Sünderinnen und Sünder zum liebevollen Miteinander aufgerufen sind. Dass wir Liebe geben können, weil wir geliebt werden.

Gebe Gott, dass auch durch uns, durch unsere Wahrnehmung unseres Hirtenamtes, allen Menschen der Sinn der Worte Jesu Christi deutlich wird, wenn er sagt: Ich bin der gute Hirte.