Biblisches zur Inflation

Der dritte Reiter der Apokalypse bei Johannes
Der dritte Reiter der Apokalypse in einem Kloster in der Normandie (ca. 1300 n. Chr.). Der dritte Reiter auf einem schwarzen Pferd trägt eine Waage und bringt eine Verzehnfachung der Preise für Nahrungsmittel. Die Folge ist eine Hungersnot. © wikimedia

Die kleinen Leute bezahlen die Zeche … davon weiß bereits die Bibel Psalmenlieder zu singen. An vielen Textstellen, mehr als hundert sind es an der Zahl, wird das Gefährliche an der Teuerung beschrieben. Die Inflation, im Gespann mit Hungersnot, ist einer der apokalyptischen Reiter bei Johannes. Jedoch auch den Lösungen und Gegenstrategien widmet sich die Bibel.

Teuerung und Inflation

„Teuerung“ ist eigentlich eine Erfindung Martin Luthers. Es ist eine seiner einprägsamen Wortkreationen wie Feuereifer, Herzenslust, Lockvogel und Denkzettel. Damals wie heute erleben wir immer wieder deutliche Preisanstiege für Waren, Güter und Dienstleistungen. Inflation ist eines der großen Probleme unserer Zeit, verquickt mit Krieg, Klimawandel, Wirtschaftskrisen. Es wird der Ein-druck vermittelt, dass es sich hier um eine Art Naturgesetz, eine wirtschaftliche Notwendigkeit handelt. Geht’s auch ohne Inflation? Die Teuerung resultiert aus einer Mittelknappheit. Sie folgt seit jeher auf schlechte Ernten, und geht einher mit Hungersnöten, weil sich die Bevölkerung selbst Grundnahrungsmittel nicht mehr in ausreichendem Maß leisten kann.

Teuerung und Hungersnot

In der Bibel wird das Phänomen der Teuerung immer wieder herangezogen, um die Gründe für eine bevorstehende oder eine akute Hungersnot zu beschreiben. Bevor die Hungersnot einsetzt und die ersten Tiere und dann Menschen verhungern, kommt es zu massiven Teuerungen und wirtschaftlichen Verwerfungen. All das sind uralte Phänomene, auf die in der Bibel öfters nach göttlicher Weisung Ratschläge erfolgen. Abraham treibt eine extreme Teuerung als Flüchtling nach Ägypten. (1. Mose 12) Auch Isaak muss zu Abimelech, dem Philisterkönig fliehen, damit er und sein Volk eine Hungersnot überleben können. (1. Mose 26)

Fluchtgrund Inflation

Eine der Lösungen für Teuerungen ist die Flucht in ein Land, in dem es sich noch besser leben lässt. Joseph kann vor dem Einsetzen einer gewaltigen Teuerung in Ägypten alle notwendigen politischen Schritte umsetzen, damit es im Land genügend Lebensmittel gibt, bevor die Dürre einsetzt. „Aber in ganz Ägyptenland war Brot.“ (1. Mose 41, 54) Hier wird gezeigt, dass es wichtig ist, politisch vorausschauend zu handeln und ebenfalls Flüchtlinge zu versorgen, wenn sie aus Gebieten kommen, in denen ein Leben nicht mehr möglich ist. König Salomo betet für das Volk und für die Fremden im Land:

„(37) Höre sie, wenn irgendeine Not oder Krankheit sie trifft: wenn Hungersnot und Teuerung im Land herrscht, Pest, Getreidebrand oder Mehltau auftreten, Heuschrecken und Ungeziefer sich ausbreiten oder ein Feind die Stadttore im Land belagert. … (41) Höre auch den Ausländer, der nicht zu deinem Volk Israel gehört. Er kommt aus einem fernen Land zu dir, weil er von deinem Namen gehört hat.“ (1. Könige 8)

Lösungswege in der Bibel

Die Aufgabe, eine Teuerung zu bekämpfen liegt immer bei den einflussreichen Anführern, den Königen, den Politikern, jenen, die die nötigen Mittel haben. Ein uraltes Gesetz im dritten Buch Mose stellt folgendes klar: „(35) Und wenn dein Bruder verarmt und sich nicht mehr halten kann neben dir, sollst du ihn unterstützen wie einen Fremden oder einen Beisassen, so dass er leben kann neben dir. (Levitikus 25) Ein Lösungsweg, den die Bibel öfters bietet, ist der, das Le-bensnotwendige für alle leistbar zu machen. Und Jesus wie Johannes nehmen auch in späterer Zeit auf die Inflation Bezug, wenn sie an die letzten apokalyptischen Tage der Menschheit denken. Denn niemand weiß, wie sich Preise entwickeln. Und niemand kann mit Gewissheit sagen, wann die Preisspirale nach oben endet. Die Teuerung wird von Jesus (Matthäus 24) und von Johannes (Offenbarung 6) in den Schilderungen der Ereignisse, die vor der großen Enthüllung, dem großen Crash, dem Tag des Jüngsten Gerichts sich abspielen werden, herangezogen.

„Teure Zeiten stehen an!“

Die Angst davor, sich nicht mehr das zum Leben Notwendige leisten zu können, liegt zutiefst in unserem menschlichen Wesen. Im Buch der Offenbarung nach Johannes werden vier Reitergestalten beschrieben. Da kommt ein weißes Pferd. Sein Reiter hat einen Bogen und trägt die Krone. Dem folgt ein feuerrotes Pferd und der Reiter bringt Krieg ins Land. Dann zieht ein schwarzes Pferd ein und dessen Reiter hält eine Waage und eine Stimme ruft dazu: „Eine Ration Weizen oder drei Rationen Gerste für den Lohn eines ganzen Tages. Nur Öl und Wein zum alten Preis!“ (Offenbarung 6) In der damaligen Zeit entsprach das einer Inflation um den Faktor 7 bis 10.

„Selbst der Keller ist leer“

Martin Luther polterte gern heftig gegen die Teuerungen und jene, die Gewinn daran erwirtschaften. In einer Predigt sagt er:

„Wer solche Augen hätte, der möchte sich rühmen, er hätte Christenaugen, der würde weit anders die Sache ansehen, wenn eine teure Zeit oder die Zeit des Sterbens, als die Welt zu tun pflegt. In der Teuerung sieht jedermann, was er im Keller und auf dem Boden habe; danach er da findet, danach steht ihm der Sinn. Findet er viel, so ist der fröhlich; findet er wenig, so ist der betrübt und will verzweifeln.“ (Predigt am 24. Sonntag nach Trinitatis, Markus 5,21–43)

Die Weitsicht der Reformatoren, wie etwa Luther, zeigt sich bei seinen Gedanken zur Bekämpfung des Leids angesichts von Teuerungen. Es sei sinnvoll, die Kinder zur Schule zu schicken, damit sie etwas lernen und dann gutes Geld verdienen können.

„Es ist auch selten Gottes wort auff gangen / es ist eine theure zeit mit komen / als zu Abraham / Isaac / Jacob / Joseph / Elias / Eliseus zeiten / waren grausame theurung / neben so grossem liecht der wahrheit / Und jm anfang des Evangelij war eine grosse theurung durch die gantze welt. Act. 11.“ (Luther, Martin – Eine Predigt dass man Kinder zur Schulen halten solle.)

Die Bibel ist höchst kreativ bei ihren Lösungsfindungen. Gottes Wort zeigt immer wieder, dass es uns die nötigen Ideen eingibt, um die apokalyptischen Reiter zu besiegen. Teuerungen sind schmerzhaft und lebensbedrohlich, aber nicht gottgegeben.

Harald Kluge