„Am 24. Februar 2022 hat sich unser Leben radikal verändert.“

Karpato Ukraine Hilfslieferungen Foto:Archiv

Mit diesen eindrücklichen Worten beschreibt Béla Nagy e.h., Synodalkurator des KRE (Reformierter Kirchendistrikt Karpato-Ukraine) und Diakoniedirektor, in einem Brief am 30. Dezember 2022 an die Unterstützer in Österreich die Situation der Menschen vor Ort. Wir sind aufgerufen, die Stimmen aus der Ukraine nicht zu verdrängen und wollen Ihnen, unserer Leserschar, diesen Bericht nicht vorenthalten.

„Liebe Brüder und Schwestern! Im Namen des Kirchenvorstands des KRE, des Reformierten Kirchendistrikts Kárpátalja (Karpato-Ukraine) möchte ich auf diesem Weg meinen innigen Dank an das Presbyterium der Reformierten Pfarrgemeinde Oberwart richten und für die bereitwillige und selbstlose Unterstützung danken, die wir seit Jahren durch Sie erhalten.“

Die Brotbäckerei als Diakonisches Zentrum

Die Bäckerei, die von der Diakonischen Abteilung des Kirchendistrikts eingerichtet wurde, wirkt seit 1998 mit Hilfe unserer ausländischen Partnerorganisationen. Es ist den hier arbeitenden, leidenschaftlich und eifrig tätigen Mitarbeitern zu verdanken, dass wir in jedem Jahr mehreren Tausend bedürftigen Schwestern und Brüdern helfen können. Von Jahr zu Jahr können, und müssen wir auch, mehr Brote backen, es sind bereits an die 40.000 Stück, die wir erzeugen und verteilen. Natürlich muss man hier nicht nur die Anzahl in Betracht ziehen, sondern auch die Bedeutung der dadurch geleisteten Hilfe. Diese Unterstützung kommt den darauf angewiesenen Bedürftigen in Beregszász (Berehove) und in den umliegenden Dörfern zugute, alleinstehenden, verwitweten, kranken, alten Personen, für die sonst niemand sorgt. Mit dem in unserer Bäckerei gebackenen Brot versorgen wir darüber hinaus auch das Altersheim, das Krisenzentrum, unsere Reformierten Lyzeen, den Kindergarten und die Schule von Beregarda, den Behindertenverein von Beregszász, die Mission zur Rettung der Suchtkranken in Csongor und die Bedürftigenküche der Reformierten Pfarrgemeinde von Bene, das Roma Gymnasium Nr. 7 in Beregszász, sowie das Internat des „Esze Tamás“ Gymnasiums.

Wir halten durch!

Die russische Aggression, die über uns hereingebrochen ist, hält jetzt schon zehn Monate lang an, so lange leiden wir schon am Albtraum des Krieges … der leider kein Traum ist, denn was um uns geschieht ist nur allzu real und vernichtend. Wer in den ersten Tagen geflohen ist, hatte geplant, sich nur für eine kurze Zeit von hier zu entfernen, in der Annahme, in einigen Wochen wäre es ja möglich, wieder heimzukehren. Aus dieser erhofften, kurzen Zeit wurden Monate, die Kinder gehen vielfach jetzt schon an anderen Orten in den Kindergarten oder in die Schule. Viele ertappen sich dabei, dass sie unbewusst begonnen haben, ein neues Leben in größerer Sicherheit zu planen. Mehreren Millionen Menschen geht es so … Wir, die wir hier bleiben, halten durch. So schwer es auch ist. Die Pädagogen haben es schwer, denn zu ihrem Alltag gehört heute der Fliegeralarm, der Luftschutzraum. Die Pfarrer haben es schwer, wenn sie den verzagten Herzen Hoffnung geben wollen. Es ist schwer, sehr schwer, für alle … Wir haben uns an den brüllenden Lärm der Luftschutzsirenen gewöhnt, an die Flüchtlingsströme, an die Wirtschaftsprobleme, an die materielle Verwüstung, an eines jedoch kann man sich nicht gewöhnen … Es vergeht kein Tag in der Karpato-Ukraine, an dem wir nicht Todesanzeigen erhielten, Nachrichten über den Tod eines unserer Landsleute.

Brot wird an alle verteilt. Foto:Archiv Red.
Erschütternd und unbegreiflich

„Warum?“ – diese unbeantwortete Frage murmeln wir vor uns hin. Das erschüttert uns und ist uns unbegreiflich. Wird es für uns jemals noch Frieden geben? Wird uns wohl jemals unser Leben zurückgegeben? Es ist schwer, heute noch optimistisch zu sein, aber wir glauben: nach all dem Bösen muss unweigerlich etwas Gutes folgen! Das Gute muss sich durch den Frieden verwirklichen. Seit der Krieg über uns hereingebrochen ist, haben die Worte „Problem“ und „Sorge“ neue Bedeutung für uns erlangt. Dennoch, auch angesichts all dessen, klagen wir nicht, denn wir haben ja noch einen Platz, an dem wir unser Haupt zur Ruhe betten können, wir haben ein Zuhause, Familienangehörige. Hunderttausende, ja Millionen können auch das nicht mehr von sich sagen

Reformierte Diakonie Karpato-Ukraine

Die Diakonische Abteilung der KRE (Reformierten Kirche der Karpato-Ukraine) setzt ihr vor zehn Monaten begonnenes Hilfsprojekt fort. Wir sind laufend in Verbindung mit den städtischen, Bezirks- und Territorialbehörden, den Flüchtlingsquartieren, den Bedürftigen. Wir bemühen uns, persönliche Besuche in den Flüchtlinsquartieren durchzuführen, um uns ein Bild über die aktuelle Lage und den aktuellen Bedarf an Hilfe machen zu können. Unsere Bäckerei arbeitet nach wie vor rund um die Uhr. Neben den üblichen, täglich von uns versorgten Personen erhalten nun auch die umgesiedelten Menschen in den Flüchtlingsquartieren täglich frisches Brot aus unserer Bäckerei, mehrere tausend Brote schicken wir auch in vom Krieg unmittelbar betroffene Gebiete in der inneren Ukraine. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der gebackenen Brote auf über 73.800 angewachsen. Die soziale Tätigkeit der Diakonischen Abteilung der KRE (Reformierten Kirche der Karpato-Ukraine), die Hilfsleistungen, wären nicht möglich, ohne Ihre Hilfe. Wir sind sehr dankbar für die großherzige Unterstützung, die es uns ermöglicht, anderen zu helfen. Wir schätzen ihre Hilfsbereitschaft sehr, besonders in der jetzigen Krisenlage. Wir sind davon überzeugt, wenn bei uns die Menschen die Hände falten, um Gott für das tägliche Brot zu danken, dann schließt ihr Gebet auch jene ein, die durch die Liebe Gottes dazu beigetragen haben, dass eine warme Mahlzeit auf den Tisch kommt. Wir bitten Sie: gedenken sie der Glaubensgeschwister in der Karpato-Ukraine weiterhin im Gebet! Wir sind für jeden Beitrag und jede Hilfe dankbar. In der jetzigen Lage ist jede Gabe sehr wichtig. Trotz der herrschenden Umstände können wir dankbar dafür sein, dass in der Karpato-Ukraine selbst noch Frieden herrscht, dass unsere Häuser noch nicht zerstört sind, dass wir uns frei auf der Straße bewegen können und dass wir die Möglichkeit haben, Bedürftigen zu helfen. Wir hoffen, dass das so bleibt. Solange es so ist, verrichten wir unsere Arbeit, im Vertrauen darauf:
„Der Herr ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind und hilft denen, die zerschlagenen Geistes sind.“ (Psalm 34:19).

Béla Nagy e.h., Synodalkurator des KRE,
Direktor der Diakonischen Abteilung
Übersetzung Pfr. Richárd László Kádas, Oberwart

Die Reformierte Kirchengemeinde Oberwart unterstützt das Hilfsprojekt „Brothilfe Karpato-Ukraine“. Auch Sie können dieses Projekt mit einer Spende unterstützen! Sie können Ihre Spende auf das Konto der Kirchengemeinde überweisen mit dem Hinweis „Brothilfe Karpato-Ukraine“.

Kontodaten
Kontoinhaber: Evangelische Kirchengemeinde HB Oberwart
IBAN: AT20 3312 5000 0000 4283

Nähere Informationen bei Pfarr. MMag. Richárd László Kádas, pfarrer@die-reformierten.at, +43 (0)3352 32416