Vorbilder, die Mut machen

Eva Geber hält Dankesrede bei der Preisverleihung im Rathaus.Rathaus

Unsere freie Mitarbeiterin Eva Geber ist Preisträgerin im Bereich Publizistik. Ihre Dankesrede in Auszügen.

Der Preis der Stadt Wien für herausragende Leistungen in Kultur und Wissenschaft wurde heuer am 15. Mai 2023 elf Preisträgerinnen und -trägern feierlich im Festsaal des Wiener Rathauses überreicht. Frau Kaup-Hasler, Kultur- und Wissenschaftsstadträtin der Stadt Wien, ehrte die Preisträger*innen als „Vorbilder, die Denkhorizonte und Möglichkeitsräume öffnen und Mut machen“.

Die Dankesrede hielt Eva Geber, Preisträgerin im Bereich Publizistik. Wir bringen einen Auszug daraus.

„Wofür wurden wir ausgezeichnet?

Für fortschrittliche Positionen.

Ganz anders, und vor allem beängstigend ist das, was uns unsere Zeit bietet:

Rechtsextreme Tendenzen nehmen allerorten zu. So wie gegen Gutmenschen polemisiert wurde, sind es jetzt die Themen: Feminismus, Klimawandel, Corona-Politik, Menschenrechte und Umweltschutz, die polarisieren und radikalisieren.

Verhetzung und Spaltung als politische Mittel! Und Manipulation in Richtung Dummheit, die so erfolgreich ist, dass sich der Grundgedanke der Aufklärung scheinbar in nichts auflöst.

Was von so vielen so hart erkämpft wurde, ist in Gefahr.

Wir konnten vieles erkämpfen, so wie Sie hier, und so wie ich mit tausenden Frauen, die sich für Selbstbestimmung, für Gleichberechtigung eingesetzt haben – und vieles dabei erreichten. Nicht alles haben wir geschafft, und deshalb dürfen wir nicht aufgeben.

Der Zug ins rechtsextreme Lager findet international statt, das bestärkt leider auch die Entwicklung in Österreich.

Was früher rechtsradikal war, ist inzwischen in unserer Mitte angekommen. Die Mitte übernimmt die rechtsextremen Inhalte und normalisiert sie, macht sie quasi salonfähig.

Der Flirt mit diktatorischen Regimen und die schrittweise aber ungebremste Übernahme derer Konzepte gehören dazu.

Schaut euch um, es ist gefährlich, brandgefährlich!

Was es jetzt besonders braucht, ist eine starke Zivilgesellschaft für eine mitmenschliche, wachsame, verantwortungsbewusste Welt – gegen Diskriminierung und für Solidarität in einer demokratischen und sozial gerechten Gesellschaft!“

Das publizistische Werk von Eva Geber (geb. 1941 in Wien) widmet sich aus einer feministischen Perspektive der Sichtbarmachung und Darstellung des Lebens und des Werks von Frauen. Ihre sich über 35 Jahre erstreckende Redaktion von „AUF – Eine Frauenzeitschrift“ lässt sich als ein enormes publizistisches Lebenswerk betrachten. Nebenbei ist sie Layouterin und Mitarbeiterin im Redaktionsteam des Reformierten Kirchenblatts.

Wir gratulieren Eva Geber zur Preisverleihung auch im Namen unserer Redaktion!

H.K.

Foto: Tanya Jelinek