Rückblick auf 18 Jahre Landessuperintendent von Thomas Hennefeld

Übernahme der Patenschaft für den Heidelberger Katechismus Erstausgabe der ÖNB. Foto: Epd.Uschmann
Pfarrerinnen und Pfarrer sowie Synodale der reformierten Kirche mit ÖNB-Vorstandsmitglied bei der Überreichung der Patenschaft für die Erstausgabe des Heidelberger Katechismus im Jubiläumsjahr 2013.

Wenn ich auf 18 Jahre meiner Amtszeit zurückblicke, kommt mir vieles in den Sinn. Ich kann das nur blitzlichtartig Revue passieren lassen. In diesen 18 Jahren hat sich unsere Welt gewaltig verändert. Die Krisen der letzten zwei Jahrzehnte von der Bankenkrise über die Fluchtbewegungen nach Europa bis zu Corona und dem Krieg in der Ukraine haben auch in unserer Kirche ihre Spuren hinterlassen. Mein Anspruch nach guter alter reformierter Tradition war es, die biblische Botschaft in die Gesellschaft und die Welt zu sprechen. Unser Glaube ist nur glaubwürdig, wenn er sich im Reden und Handeln manifestiert.

Reformierte Jubiläen

Die reformierten Jubiläen boten dafür einen optimalen Anlass. Das galt für die Feierlichkeiten zum 500. Geburtstag Johannes Calvins wie für die Erinnerungsjahre an unsere grundlegenden Bekenntnisschriften, dem 450. Jubiläum des Heidelberger Katechismus wie auch des Zweiten Helvetischen Bekenntnisses, dem Reformationsjubiläum 2017 und dem Zwinglijubiläum 2019. Dazu gab es eine Reihe von Veranstaltungen in unseren Gemeinden von Oberwart bis Bregenz, aber auch gesamtösterreichisch, und solche, die weit über unsere Kirche hinaus Interesse erregten.

Diese Jubiläumsjahre boten eine gute Gelegenheit, den Inhalt und das Profil unserer Kirche einer breiteren Öffentlichkeit bekannter zu machen in Vorträgen, Workshops, Wanderausstellungen, Kulturprojekten, Filmvorführungen, Symposien, Reisen zu den Wurzeln der Reformation und vieles mehr.

Als Höhepunkte habe ich in Erinnerung: die Festveranstaltung zum 500. Geburtstag Calvins in der Reformierten Stadtkirche, an der auch der damalige Bundespräsident Heinz Fischer teilnahm, aber auch den Synodenempfang der Generalsynode in der Österreichischen Nationalbibliothek, wo das älteste Exemplar des Heidelberger Katechismus aufbewahrt ist.

Pfarrkonferenzen – Orte des Austausches

Das alles war auch Thema bei unseren bis zur Coronazeit jährlichen Pfarrkonferenzen an schönen, manchmal sogar idyllischen Orten in Österreich oder in den Nachbarländern, bei denen wir uns geistlich und praktisch austauschten und neue Impulse dabei bekamen. Noch seltener als Pfarrerinnen und Pfarrer kommen weltliche Gemeindeglieder selbst aus den diversen Gemeinden zusammen. Dabei erinnere ich mich gerne an den Gemeindetag in Linz zum Thema „Zivilcourage“, an dem aus fast allen Gemeinden Menschen teilnahmen. Besser gelingt den Frauen das Zusammenkommen bei ihren jährlichen Frauentagen.

Mediale Verkündigung

Für reformierte Themen und reformierte Persönlichkeiten gab es auch ein großes Medieninteresse, womit wir als Kirche, die 0,2% der Bevölkerung ausmacht, weit überrepräsentiert waren. Ich bekam für diese Themen Platz im Fernsehen und Hörfunk mit Beiträgen für Sendungen der Abteilung Religion, mit Interviews in Funk und Fernsehen und mit Gottesdienstübertragungen. Das alles hat mir Gelegenheit geboten, so viele Menschen mit Themen über Kirche, Politik und Gesellschaft zu erreichen, wie das im gottesdienstlichen und im Gemeindeleben nie möglich wäre. Regelmäßig war ich Gast bei den „Morgengedanken“, dem „Zwischenruf“, früher „Das evangelische Wort“, dem Bibelessay u.a.

Blick über den eigenen Kirchturm

Besonders erfreulich gestaltete sich die Zusammenarbeit mit Lutheranern und Methodisten, also den GEKE-Kirchen (Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa). Gemeinsam planten und gestalteten wir den Weg zum Reformationsjubiläum 2017 und das Jahr selbst mit dem unvergesslichen Reformationsempfang der drei evangelischen Kirchen im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins und dem Fest auf dem Wiener Rathausplatz. Dieses Jubiläumsjahr war auch für die römisch-katholische Kirche von großem Interesse, und so fanden auch einige ökumenische Veranstaltungen statt. Das galt auch für unser Zwinglijahr. In besonders schöner Erinnerung ist mir die Pressereise nach Zürich und Genf mit Bischof Benno Elbs auf den Spuren der reformierten Reformation geblieben.

Unsere kleine reformierte Kirche ist nicht nur ökumenisch offen, sondern auch Teil der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen. So durfte ich unsere Kirche über viele Jahre international vertreten: bei den Jahrestreffen der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen Europas an verschiedenen Orten – von Belfast bis Thessaloniki. Auch wir waren einmal Gastgeber für dieses Treffen. Ich nahm für unsere Kirche an den Generalversammlungen in Grand Rapids und Leipzig teil, war aber auch beteiligt an der Gremienarbeit in Europa, ob bei der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa oder der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK).

Bei all den schönen Erinnerungen gab es auch Schwieriges: Turbulenzen in Pfarrgemeinden, Konflikte mit und vorzeitige Trennungen von Pfarrpersonen. Unzählige Gespräche mit Kuratorinnen und Kuratoren und anderen Verantwortlichen in krisenhaften Gemeindesituationen. Um so dankbarer bin ich für alle Pfarrerinnen und Pfarrer und für alle Ehrenamtlichen, die Zeit, Energie und ihre Kompetenzen in unseren Gemeinden und für unsere Kirche einsetzen.

Ich bin auch froh, dass ich mitarbeiten durfte an etwas, das über meine Amtszeit hinaus bestehen bleibt: Zwei Publikationen, in denen reformiertes Profil zum Ausdruck kommt. Erstens das Calvinbuch zum 500. Geburtstag Calvins, für das viele Autorinnen und Autoren Beiträge verfasst haben, Mitherausgeber war der frühere Landessuperintendent Peter Karner. Zweitens die Schriften Witz-Oberlins, eines reformierten Pfarrers, der sich unermüdlich für den Frieden in seiner Zeit, vor und während des Ersten Weltkriegs einsetzte, das ich gemeinsam mit dem Militärsuperintendenten Karl-Reinhart Trauner herausbrachte, Diese Botschaften in den beiden Büchern mögen nicht nur meine Amtszeit, sondern auch meine Lebenszeit überdauern.

THOMAS HENNEFELD