Verantwortung für die Schöpfung – Nachhaltig reisen

Carbondioxid Emmissionen pro Passagier*in (wikicommons)


Das Jahr der Schöpfung 2022 lädt dazu ein, das eigene Reisen zu überdenken.
Die Schöpfung ist uns geschenkt.

Wir bekennen uns zu dem Schöpfungsauftrag Gottes: Alle Menschen haben den Auftrag die Natur mit ihrem Leben zu schützen und sie treuhänderisch im Auftrag Gottes zu bewahren. Unsere Reisegewohnheiten sollten sich also daran ausrichten, dass alle Lebewesen auf dieser Welt – nicht nur die kommenden menschlichen Generationen, auch die Vielfalt der Tiere und Pflanzen gepflegt und gehegt werden. Also tun wir genau das! Und das fängt bei uns zuhause an. In der Pfarrgemeinde Dornbirn haben wir die Aktion Autofasten mit sieben Wochen lang vor Ostern im Foyer des Gemeindezentrums beworben.

Auf dem großen Plakat war am Baum zunächst kein einziges Blatt zu sehen. Aber Ostermontag war er voller Blätter: so oft sind Gemeindeglieder statt mit dem Auto zu Fuß, mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Fahrrad zur Kirche bzw. in das Gemeindezentrum gekommen. Bei dem Wettbewerb um einen Obstbaum konnten wir also teilnehmen und mit der Aktion Autofasten fangen viele Menschen an, ihre eigene Mobilität zu hinterfragen: wie kann ich mich gesunder, bewusster und umweltfreundlicher bewegen.

Eingeladen mitzumachen

In meinem Alltag spielt das durchaus eine Rolle. Mit einem Fahrradradius von 50-100 km pro Woche lege ich weitgehend alle Wege nach Lustenau und Hohenems mit dem Fahrrad und mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurück. Das hält mich fit, spart km-Geld für die Pfarrgemeinde, und pro Fahrt vermeide ich den Ausstoß von ca. 3 kg CO². Wir möchten im Jahr der Schöpfung einladen mitzumachen! Ob in der Freizeit mit der Familie oder im Dienst: mit der Bahn oder zu Fuß oder auf Fernreisen mit der Bahn: statt am Steuer zu sitzen, kann ich während einer Bahnreise lesen, Vorbereitungen für Veranstaltungen, Mailings und viele andere Dinge erledigen, reise entspannt und sicher, meist schnell, regelmäßig und günstig. Autofahrten sind dagegen unwirtschaftlicher als viele denken, denn Anschaffung, Reparaturen und Abgaben sind mitzurechnen. Die Kostenwahrheit auf der Straße schlägt sich nicht nur im teuren Spritpreis nieder. Im Vergleich ist die Bahn billiger und je mehr wir öffentlich fahren umso günstiger wird es.

Vermeiden Sie Flugreisen!

In einem Punkt können auch Sie, liebe Leser und Leserinnen helfen: Vermeiden Sie unnötige Flugreisen! Das ist schädlicher als alles andere! Der Flugverkehr lagert klimaschädliche Gase in großen Höhen ab – dort, wo die Atmosphäre besonders empfindlich ist. Das Fliegen trifft sowohl unsere eigene Landschaft, als auch das Urlaubsland, in das wir fliegen wollen. Ob nach Namibia, Spanien oder Mallorca: Flüge bringen unsere Erde ins Schwitzen. Mit enormen Konsequenzen für das Leben auf dieser Welt. Laut Informationen des Verkehrsclubs Österreich (https://www.vcoe.at/reisen) verursacht ein Urlaubsflug nach Spanien 90% der reisebedingten CO² Emissionen, während eine Bahnreise nur 13% verursacht. Wer also nicht auf Flüge verzichten kann, sollte mindestens eine Kompensationszahlung leisten (z. B. bei www.klimakollekte.at), um für den Schaden, den der Flug verursacht aufzukommen. Beziehen wir bei der Urlaubsplanung den Weg zum Ziel mit ein? Oder ist der Stau auf der Autobahn dir Regel, die lange Wartezeiten auf dem Flughafen „normal“? Warum nicht anders Urlauben? Mit der Bahn, in der Region oder am nahe gelegenen Strand, statt in der Ferne?
Nachhaltiges Reisen respektiert soziale Rechte, ökologische Zusammenhänge und wirtschaftliche Ressourcen. Es gilt, Lebensräume zu schützen und unser Verhalten an den Lebensrechten der Menschen auszurichten zu denen wir reisen und die dort weiterleben, wo sie wohnen, wenn wir wieder zuhause sind. Die Hinterlassenschaften des Tourismus sind oft ein Horror! So entsorgen z.B. Kreuzfahrtschiffe ihren Müll oft im Meer! Daran sterben jedes Jahr 135.000 Meeressäuger und über eine Million Meeresvögel. Wer stattdessen ökologisch plant, kleine nachhaltige Hotels, die wenig Wasser verbrauchen und ökologisch betrieben werden, verkleinert den ökologischen Fußabdruck, also die Fläche an Land, die ein Mensch für seinen Lebensstil verbraucht.

Tun wir etwas!

Die Klimakrise ist in vollem Gang. Die Ehrfurcht vor dem Leben sollte uns helfen, die besonders schöne Zeit der Muße und Freizeit im Urlaub so zu gestalten, dass die Schöpfung dabei aufblüht, statt zu leiden, wenn wir uns erholen. Jedenfalls wünschen wir allen eine gute, nachhaltige Urlaubsreise mit großem Erholungswert für Sie und genauso für das Klima und die Schöpfung!

Michael Meyer
Pfarrer der Reformierten Pfarrgemeinde Dornbirn