Ute Bock ist tot! Der Verein möge leben!

Ute Bock mit zwei Schützlingen © Felicitas-Kruse

Nachruf auf eine Unbequeme und Unbeugsame

Selten hat der Tod einer Privatperson so viele Menschen berührt, so viele veranlasst, einen Nachruf über sie zu verfassen. Vertreter (fast) aller politischen Parteien erhoben ihre Stimmen, um mit ein paar schönen Worten Ute Bocks zu gedenken. Selbstverständlich meldeten sich Kern und Kurz zu Wort. Ihre Parteien stellten den Regierungschef bzw. Innenminister – in einer Zeit, als die Asylpolitik immer restriktiver wurde. Ute Bock kämpfte unerschrocken gegen die von den Politikern und der Obrigkeit verschärfte Praxis. Nun, nach ihrem Tod, gibt ein ehemaliger Innenminister sogar der Hoffnung Ausdruck, dass ihre Haltung – der seinen geradezu entgegengesetzt – „vielen von uns als Vorbild dient.“

Wie ist das zu verstehen? Was bewirkte, dass Ute Bock andere provozierte im eigentlichen Sinn des Wortes? War es ihre selbstverständliche Art, ihre Aufrichtigkeit, ihr Humor, ihre Treue zu sich selbst und damit ihre Unangepasstheit? Gewöhnt sind wir , dass die meisten Menschen irgendwelchen Ideologien folgen. Ute Bocks einzige ¬ Ideologie war, den Menschen, der ihr gegenüber stand, wahrzunehmen und zu versuchen, sein Leid zu mildern. Dabei hat sie einen völlig realistischen Blick gehabt, sie setzte weder eine rosa noch eine schwarze – oder gar braune – Brille auf. Es ist vielleicht für viele schwer nachvollziehbar, was es bedeutet, sich der Angst, der Entbehrung, dem Schmerz und der Hoffnungslosigkeit auszusetzen, wie sie es tat; was für einen Druck es ausübt, Obdachlose, die um ein Quartier bitten, wieder wegzuschicken, vielleicht sogar im Winter, wissend, dass Erfrierungen die Folge sein werden. Nein, so etwas darf nicht passieren! Wieviel Energie, Einfühlungsvermögen und Zuwendung ist nötig für das, was sie tat. Es ist diese entideologisierte und entidealisierte Liebe, nach der auch wir Sehnsucht haben oder die uns so wütend macht, weil sie Menschen zukommt, die sie unserer Meinung nach nicht bekommen sollten. Es ist gerade diese kompromisslose Menschenliebe, die sie – unabhängig davon, ob Aus- oder Inländer, unabhängig von der Religionszugehörigkeit oder der Hautfarbe – das Gegenüber spüren ließ, und die sie noch in schwierigen Situationen lächeln oder lachen ließ – auch über sich selbst. Ich würde gerne dem Herrn Exinnenminister sagen, dass auch ich hoffe, dass Frau Bocks Haltung vielen von uns als Vorbild dient, auch den Politiker/Innen, und nicht nur die Haltung, sondern auch das Tun.

GERTRUDE HENNEFELD
Trägerin des Ute Bock Preises