Richárd Kádas: Neuer reformierter Pfarrer in Oberwart

Pfarrer Kádas bei der feierlichen Amtseinführung inmitten der Kollegenschaft. © József Miklós (Senior)

„… und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben“ (Hermann Hesse)

Mit der Wahl von Richárd Kádas zu ihrem neuen Pfarrer begann im Leben der seit 1548 bestehenden traditionsreichen Reformierten Pfarrgemeinde Oberwart ein neuer Lebensabschnitt. Der Zauber des Neubeginns war bei der Amtseinführung am 12. Oktober deutlich wahrzunehmen. Die Kirche, erbaut 1771–73, das älteste schon als protestantische Kirche errichtete Gotteshaus in Österreich, war vollständig besetzt, als zu den Klängen der Orgel die zahlreichen geistlichen Würdenträger, jeweils in ihren festlichen liturgischen Gewändern, gemeinsam einzogen. Es war eine internationale und ökumenische Gruppe, was auch die traditionell guten Beziehungen der Pfarrgemeinde zu den anderen christlichen Konfessionen widerspiegelt. Darunter waren auch der lutherische Superintendent Manfred Koch und eine große Anzahl burgenländischer Pfarrerinnen und Pfarrer. Ehrliche Freude kam daher vielfältig zum Ausdruck.
Landessuperintendent Thomas Hennefeld leitete die Amtseinführung, die Assistenten waren Pfarrer László Gúthy und Pfarrerin Réka Juhász. Aktiv anwesend waren auch hohe Vertreter der Politik des Landes und der Stadt, es dienten drei Organisten und der Chor der Pfarrgemeinde. Die Feier begann mit dem Singen des 90. Psalms, der „Hymne der Reformierten“. Bewegend war das Erteilen eines Segens durch alle anwesenden Pfarrer und Pfarrerinnen, den Kurator der Pfarrgemeinde, Werner Gangoly, und durch Edith Gyenge als ältester Vertreterin der Pfarrgemeinde. Die Festpredigt hielt Pfarrer Kádas in zwei Sprachen.

Der richtige Pfarrer zur richtigen Zeit

Richard Kádas stammt aus Ungarn. Er hat seine Ausbildung an den theologischen Fakultäten in Debrecen (Diplom 2015), sowie in Wuppertal und Heidelberg absolviert und durch eine religionspädagogische Ausbildung ergänzt. Sein persönlicher Hintergrund qualifiziert ihn für die Bewältigung der Herausforderungen des Übergangs in Oberwart von einer dominant ungarischsprachigen zu einer deutschsprachigen Pfarrgemeinde. Die heute noch lebendigen Traditionen der Pfarrgemeinde wurzeln im ungarischen Calvinismus. Die Gemeinde war jahrhundertelang von agrarischen Strukturen geprägt, hat sich jedoch in den vergangenen fünfzig Jahren grundlegend geändert und ist heute völlig urbanisiert. Ihre Zweisprachigkeit ist selbstverständlich und war eine Voraussetzung für alle, die sich um die Pfarrstelle beworben hatten. Richárd Kádas hat sich der komplexen Situation der Pfarrgemeinde kompetent und liebevoll gestellt. Beides ist dabei gleich wichtig: Kompetenz und Liebe, denn ohne Kompetenz sind die Herausforderungen nicht zu bewältigen und ohne Liebe kann das Verständnis nicht aufgebracht werden, das die Voraussetzung ist für die Seelsorge an diesem traditionsreichen Ort. Wer bereit ist, sich seiner Aufgabe mit dieser Einstellung zu widmen, kann zurecht auf Gegenliebe hoffen. Diese macht den eingangs beschriebenen Zauber möglich, der bei der Amtseinführung wahrzunehmen war.

Pfarrer Kádas sagt:

„Reformiert zu sein, dabei ökumenisch gesinnt und weltoffen; wahre, lebendige und sinnvolle Traditionen zu pflegen und neue, würdige zu begründen; gesunden Glauben zu leben und miteinander zu teilen, dabei aber mit beiden Beinen fest auf dem Boden zu bleiben; realitätsbezogen aber bekennend … das sind für mich keine Gegensätze“.

Judith Schuster-Gyenge, Oberwart