Religiös motiviert

Martin Luther King Collag, © media.defense.gov

Martin Luther King jr. und sein Engagement in der Rassenfrage

Wo könnten wir die Motivation des Baptistenpastors und Bürgerrechtlers Martin Luther King jr. besser verstehen – ihr näher kommen – als in seinen eigenen Worten?:

Gelegentlich denke ich an meinen eigenen Tod und meine eigene Beerdigung … Gelegentlich frage ich mich: Was sollte nach meinem Wunsch dann gesagt werden? … Ich möchte, dass jemand an jenem Tag sagt: „Martin Luther King versuchte mit seinem Leben anderen zu dienen.“ Ich möchte, dass jemand an dem Tag sagt: „Martin Luther King versuchte, Liebe zu üben.“ Ich möchte, dass ihr an jenem Tag sagt, dass ich versuchte, in der Kriegsfrage auf der richtigen Seite zu stehen. Ich möchte, dass ihr an jenem Tag sagen könnt, ich versuchte, die Hungrigen zu speisen. Und ich möchte, dass ihr an jenem Tag sagen könnt, ich versuchte in meinem Leben, die Nackten zu kleiden. Ich möchte, dass ihr an jenem Tag sagt, ich versuchte in meinem Leben die im Gefängnis zu besuchen. Ich möchte, dass ihr sagt, ich versuchte, die Menschheit zu lieben und ihr zu dienen.

Ja, wenn ihr sagen wollt, dass ich wie ein Tambourmajor vorausging, dann sagt, dass ich ein Tambourmajor für Gerechtigkeit war; dass ich ein Tambourmajor für den Frieden war; dass ich ein Tambourmajor für Rechtschaffenheit war …

So Martin Luther King jr. am Ende seiner Predigt über Markus 10,35-45 am 5. Februar 1968 in der Ebenezer Baptist Church in Atlanta.

Sklaverei von Ägypten bis heute

In seiner Ansprache in der Mason Temple Church in Memphis, am 3. April 1968, am Abend vor seiner Ermordung, im Rahmen des Müllarbeiterstreiks, begibt sich Martin Luther King jr. auf eine Zeitreise. Er setzt an bei der Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten, berichtet über viele außergewöhnliche Ereignisse in den Zeiten, bis hin zur Bürgerrechtsbewegung in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er sieht sein Engagement in der Bürgerrechtsbewegung als Privileg, weil Gott in dieser Zeit weltweit etwas bewirkt und stets der gleiche Schrei zu hören ist: „Wir wollen frei sein!“ Und er sagt weiter: Die Menschen haben jahrelang über Krieg und Frieden geredet … Es gibt in dieser Welt keine Wahl mehr zwischen Gewalt und Gewaltlosigkeit. Entweder Gewaltlosigkeit oder Nicht-Existenz. Genau an diesem Punkt stehen wir heute. Dabei sieht er die Rolle der Pastoren und somit auch seine eigene als entscheidend aber leider nicht selbstverständlich:

Wisst ihr, ich finde es wunderbar, all diese Prediger des Evangeliums zu sehen. Es ist ein herrliches Bild. Von wem darf man mit größerem Recht erwarten, dass er die Sehnsüchte und Hoffnungen der Menschen artikuliert, als vom Prediger? Ein Prediger muss eine Art Feuer in seinem Gebein verschlossen haben. Und wo ihm Ungerechtigkeit begegnet, da muss er sie beim Namen nennen. In gewisser Weise muss der Prediger ein Amos sein und sagen: „Wenn Gott spricht, wer muss dann nicht prophezeien?“ Wie Amos muss er sagen: „Es ströme aber wie Wasser das Recht und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.“ In gewisser Weise muss der Prediger mit Jesus sagen: „Der Geist des Herrn ruht auf mir, denn er hat mich gesalbt. Er hat mich gesalbt, die Probleme der Armen aufzugreifen.“
Ich möchte die Pastoren loben, die Führung, die diese edlen Männer bedeuten … Ich bin jedes Mal glücklich, wenn ich Pastoren sehe, die einen sinnvollen Dienst tun.

Motivation durch Glauben

Martin Luther Kings Motivation kommt zutiefst aus seiner Beziehung zu diesem Christus, der in dieser Welt wirksam ist. Seine Motivation wurzelt in seinem Verständnis als Pastor, seiner Berufung als Prediger des Evangeliums, das die Umstände, unter denen die Menschen leiden, verändert. Dabei war der Kontext, in dem Martin Luther King jr. lebte, in zweifacher Hinsicht wichtig und hilfreich. Zum einen die baptistische Bewegung, deren Geschichte seit 1609 die der Menschenrechte ist, ganz im Gegensatz zu vielen Kirchen und Religionen, die über viele, viele Jahrhunderte auf der falschen Seite der Menschenrechte standen. Wie gut, dass sich das vor allem in dieser zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts, zumindest unter den christlichen Kirchen, zum Guten verändert hat. Waren dafür wirklich zwei grausamste Weltkriege nötig? Zum Anderen war es die afroamerikanische Theologie der Baptisten und Methodisten im Süden der USA, die in der Geschichte der Sklaverei und dem damit verbundenen Schrei nach Freiheit ihre Wurzeln hat.

Bist du privilegiert, weiß, reich, lebst du in Europa oder Nordamerika – dann kannst du vielleicht ein privates, innerliches, bürgerliches Glaubensverständnis und Glaubensleben als das Eigentliche ansehen. Am Evangelium wirst du dabei aber weit vorbeischlittern. Hörst du die Schreie nach Befreiung? Fasziniert dich die verändernde Kraft des Evangeliums? Was ist dein Traum?
Wir Christen sind Gottes Hände, Füße und Stimmen in dieser Welt! Gott segne uns!
In Christus verbunden.

WALTER KLIMT
Pastor, Generalsekretär des Bundes der
Baptistengemeinden in Österreich