Regenbogenfahne vor evangelischer Pfarrgemeinde beschädigt

Die Regenbogenfahne fotografiert von Ralf Stoffers

Sie bleibt als Mahnmal hängen

Pfarrer Stoffers: „Wo Argumente fehlen, ist der Weg zur Gewalt nicht weit“

In Bregenz haben Unbekannte versucht, die Regenbogenfahne vor der evangelischen Pfarrgemeinde A.u. H.B. herunterzureißen und anzuzünden. Das teilte Ortspfarrer Ralf Stoffers dem Evangelischen Pressedienst für Österreich mit. Ereignet habe sich der Vorfall vermutlich zwischen Montagabend (26. April) und Dienstagmittag (27. April). Der Versuch sei misslungen, dennoch sei ein Schaden entstanden, berichtet Stoffers. Vonseiten der Pfarrgemeinde sei Anzeige gegen Unbekannt eingebracht worden.

Stoffers zeigte sich von dem Gewaltakt sehr betroffen: „Es ist das alte Lied: wo Argumente fehlen, ist der Weg zur Gewalt nicht weit“. Seine Gemeinde werde dem aber nicht nachgeben: „Wir sind solidarisch mit allen, die hinter den Anliegen stehen, die die Regenbogenfahne symbolisiert.“ Man stehe „für einen weltoffenen Glauben und ein – auch in sexueller Hinsicht – vielfältig-buntes Leben“. Jetzt werde geprüft, ob die beschädigte Fahne in ihrer Halterung belassen werden könne. Dann kann sich Stoffers durchaus vorstellen, sie „auch als Mahnmal hängen zu lassen“. In Vorarlberg waren im letzten Monat bereits in Feldkirch und Hard Regenbogenfahnen vor römisch-katholischen Kirchengebäuden auf ähnliche Weise beschädigt worden.

In der evangelisch-reformierten Kirche (Evangelische Kirche H.B.) sind Segnungsgottesdienste für Homosexuelle seit 1999 möglich. Seit 2019 sind Trauungen homosexueller denen heterosexueller Paare völlig gleichgestellt. In der evangelisch-lutherischen Kirche (Evangelische Kirche A.B.) sind seit 2019 „eheanaloge“ Segnungen im Gottesdienst möglich, zuvor konnten Segnungen für homosexuelle Paare nur im seelsorgerlichen Bereich stattfinden.

EPD/Ö

Interview mit Pfarrer Ralf Stoffers

Kluge: Weshalb habt ihr die Regenbogenfahne aufgehängt ?

Stoffers: Wir haben sie aus Gründen der Solidarität mit den röm.-kath. Gemeinden im Ländle aufgehängt, die sich mit dieser Aktion gegen die Stellungnahme der Glaubenskongregation mit Blick auf die Segnung homosexueller Paare gestellt haben. Und um daran zu erinnern, dass die reformierte Kirche schon seit 1999 bzw. 2019 eine andere Position vertritt.

Habt ihr zuvor schon einmal eine solche Attacke erlebt oder etwas in eurem Umfeld wahrgenommen, das darauf schließen lässt, aus welchem Eck das kommt?

Attacken ja, aber nicht im Blick auf die Debatte um den Umgang mit homosexuellen Partnerschaften. Das war eher gegen die Kirche allgemein gerichtet bzw. jugendlicher Vandalismus.

Was wollten die Täter damit bezwecken, da es ja auch andernorts zu solchen Angriffen gekommen ist?

Ich gehe nicht davon aus, dass es sich um eine spontane Aktion handelt. Vermutlich symbolisiert der Angriff bzw. symbolisieren die Angriffe der letzten Zeit einfach eine Anti-Haltung gegen die hinter der Flagge stehenden Position(en).

Wie reagierst du und wie reagiert deine Gemeinde darauf?

Wir werden die Flagge hängen lassen, als Zeichen. Wir stehen für einen – auch in sexueller Hinsicht – weltoffenen Glauben. Wir vertreten die Position, dass Trauungen für in homosexuell liebender Gemeinschaft befindliche Paare möglich sind.

Herzlichen Dank für deine Zeit für dieses Interview. Alles Gute weiterhin.

H. K.