Im Interview: Der neu gewählte reformierte Landessuperintendent
Auf der Synode der Evangelischen Kirche H.B. wurde Ralf Stoffers als Nachfolger von Thomas Hennefeld zum neuen Landessuperintendenten gewählt. Der gebürtige Deutsche ist seit 2010 Pfarrer in Bregenz und tritt sein Leitungsamt an der Spitze der Reformierten Kirche in Österreich am 1. September an. Den ersten Teil des Interviews führte die Redaktion der SAAT (evangelische Kirchenzeitung), den zweiten Teil die Redaktion unseren Kirchenblattes.
SAAT: Herr Stoffers, welche Schwerpunkte wollen Sie setzen?
Ralf Stoffers: Die Zeiten des Umbruchs der letzten Jahre rufen uns auf, darüber nachzudenken, was das konkret für uns als Kirche bedeutet. Wichtig ist sicher die innerkirchliche Kommunikation unter den H.B.-Gemeinden. Wir müssen auch den Teamgedanken neu buchstabieren, denn ich kann nicht jeden zweiten Tag nach Wien fahren. Die H.B.-Kirche ist bunt, und es gilt, das deutlicher zu machen, auch in der Öffentlichkeit.
Werden Sie in Vorarlberg wohnen bleiben?
Richtig, die Funktion des Landessuperintendenten ist ja ein Nebenamt. Ich bleibe Gemeindepfarrer in Bregenz. Aber der Amtssitz ist in Wien, also wird es auch Zeiten geben, in denen ich dort sein werde.
Sie wollen mit den Gemeinden und Mitgliedern der Synode eine „Reformierte Agenda 2040” entwickeln. Worum handelt es sich dabei?
Das von mir angeregte Modell wäre eine Zukunftswerkstatt. Alles, was uns als Kirche betrifft, sollte auf viele Schultern verteilt werden. Das gelingt, wenn man möglichst viele Personen einbindet. Und wir müssen klären: Wofür stehen wir im 21. Jahrhundert als Reformierte Kirche, was sind unsere Schwerpunkte, wie schaffen wir das finanziell und personell? Das kann man am ehesten, wenn man es miteinander überlegt. Also: Teamgedanke und Kommunikation – und am Ende eine hoffentlich gute Lösung.
Nach Ihrer Wahl sagten Sie: „Uns allen wünsche ich eine gute Zusammenarbeit zum Wohle der Kirche H.B.” Wie sieht dieses aus?
Da gibt es mehrere Antworten. Zum einen: mit Freude und Fröhlichkeit Gottesdienste feiern, auch kreativ, mit neuen Formen und Formaten. Aber auch, dass Menschen sich wahrgenommen fühlen und sich in Folge gerne in unserer Kirche engagieren. Dass unsere Kirche in der Öffentlichkeit weiterhin gut wahrgenommen wird. Und vielleicht fällt uns im Rahmen dieser Zukunftswerkstatt etwas ein, um den Mitgliederschwund abzubremsen – und vielleicht sogar wieder zu wachsen.
Worauf freuen Sie sich?
Auf die Möglichkeit, die anderen reformierten Gemeinden in Österreich besser kennenzulernen. Ich freue mich auch auf die Kontakte, die sich zur Lutherischen Kirche ergeben. Vielleicht bricht mit der Wahl des neuen lutherischen Bischofs oder der neuen Bischöfin somit in beiden Evangelischen Kirchen etwas Neues an. Und ich freue mich natürlich auch darauf, die Reformierte Kirche bei verschiedenen Anlässen in der Öffentlichkeit vertreten zu dürfen.
Gibt es etwas, wovor Sie sich fürchten?
Furcht ist das falsche Wort. Ich habe vor manchen Dingen Respekt. Aber ich denke: Was soll passieren, außer dass vielleicht etwas mal falsch läuft? Dann kann man nachjustieren und probiert einen anderen Weg und wird eine Lösung finden. Von daher fühle ich mich gut aufgehoben in Gottes Hand und denke, dass er auch etwas dazu beitragen wird. Und dann wird es hoffentlich gut gelingen – zum Wohle der Kirche H.B. und zur Ehre Gottes.
Wofür interessieren Sie sich privat?
Im Bereich der Familie geht mein Herz auf, wenn ich mitverfolgen darf, wie unsere Kinder ihren Weg finden, der sie zufrieden macht. Mehr kann man sich als Vater nicht wünschen. Abgesehen davon geht mir das Herz auf, wenn ich eine Qualitätszeitung vor mir liegen habe, dazu ein Kaffee. Oder wenn ich mit meiner Drehorgel aktiv sein kann und meiner Leidenschaft als Amateurschauspieler auf der Bühne und ein wenig auch bei TV-Produktionen nachgehen darf. Beides ist nicht originär kirchlich und sehr spannend.
Kirchenblatt: Als Landessuperintendent sind Sie in der Evangelischen Kirche H.B. ja auch mitverantwortlich für die Diakonieversammlung. Dabei kommen die in den Gemeinden tätigen Diakonien zusammen. Gibt es für diesen essentiellen Teil von Kirche von Ihnen bereits Vorstellungen?
Ich nehme seit mehreren Jahren wahr, dass es in den Gemeinden trotz eines Synodenbeschlusses einen ganz unterschiedlichen Umgang mit dem Thema Diakonium/Diakonieversammlung gibt. Nach der Festlegung der jeweiligen Themen-Zuständigkeiten im OKR H.B. hielte ich es persönlich für richtig, in den Gemeinden nachzufragen, aus welchen Gründen wo welches Modell praktiziert wird und welche Erfahrungen es gibt. Möglicherweise lassen sich aus den Ergebnissen dieser Gespräche Rückschlüsse für das weitere Vorgehen ziehen. Wichtig ist aber vor allem, dass die diakonische Arbeit in den Gemeinden geschieht, die „Form” ist aus meiner Sicht notfalls nachrangig.
Gerade in heutiger Zeit sind Einrichtungen von Medien, die eine Kirche betreibt, von großer Bedeutung. Wie wollen Sie der doch sehr kleinen Reformierten Kirche eine Stimme verleihen?
Öffentlichkeitsarbeit war und ist eines der Themen, das mir wichtig war und ist. Grundsätzlich, denke ich, gibt es sehr viele anlassbezogene Möglichkeiten wie z.B. Pressestatements, Interviews, Andachten/Gottesdienste bzw. Diskussionen im Radio- und Fernsehen, in Print- und Online-Medien bzw. in Social-Media-Kanälen, um als HB-Kirche öffentlich präsent zu sein. Ein guter Weg scheint mir zu sein, mich darüber sowohl mit meinem Vorgänger wie auch mit den für die Öffentlichkeitsarbeit zuständigen Personen in der HB- und in der AB-Kirche auszutauschen. Welche Notwendigkeiten und Möglichkeiten gibt es aus ihrer Sicht und was braucht es dafür. Darüber werden wir dann im OKR beraten und prüfen, was wir realistischerweise umsetzen können. Wenn wir z.B. ein neues Format initiieren wollten, müssen wir ja einen „langen Atem” bzgl. personeller, finanzieller und struktureller Ressourcen haben. Aber grundsätzlich gilt: die Kirche HB und hat viele Gesichter und Ideen – die dürfen und sollen in der Öffentlichkeit auch wahrgenommen werden.
Erster Teil des Interviews – Quelle: SAAT. Evangelische Zeitung für Österreich, Heft 5/2025
Zweiter Teil Red.des Kirchenblattes