Ökumenischer Gottesdienst zum Reformationsjubiläum

Hennefeld und Elbs auf der Kanzel in der Evangelischen Pauluskirche in Feldkirch
Hennefeld und Elbs auf der Kanzel in der Evangelischen Pauluskirche in Feldkirch

Landessuperintendent Hennefeld und Bischof Elbs in Feldkirch

23.01.2017 (red/kathpress) – Zu offener Begegnung der christlichen Konfessionen und zum gemeinsamen Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und Umwelt haben der evangelisch-reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld und Bischof Benno Elbs aufgerufen. Angesichts heutiger „Stürme der Veränderung“ sollten „miteinander Windmühlen errichtet statt Schutzmauern aufgezogen werden“, sagte Hennefeld bei einer Dialogpredigt, die er am 22. Jänner 2017 gemeinsam mit Elbs in der evangelischen Pauluskirche Feldkirch hielt.

Nicht ein wehrhaftes Christentum oder eine Festung Europa, sondern Offenheit gegenüber dem anderen und dessen Fähigkeiten seien heute gefragt, betonte Hennefeld. Das gelte insbesondere für die Ökumene: Christen dürften nicht glauben, sie müssten „zusammenhalten gegen jemanden“, so der evangelische Pfarrer und Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen Österreichs (ÖRKÖ). Dies wäre ein „schlechtes ökumenisches Rezept“.

Rahmen der Äußerung war ein ökumenischer Gottesdienst anlässlich des evangelischen Jubiläumsjahres „500 Jahre Reformation“, das unter dem Motto „Freiheit und Verantwortung“ steht. Christliche Freiheit sei niemals die vom Neoliberalismus vertretene Rücksichtslosigkeit und Selbstentfaltung auf Kosten anderer, betonte Hennefeld. „Die missverstandene Freiheit führt zum Recht des Stärkeren, zur Versklavung der Schwachen und Schutzlosen“. Kritisch beurteilte der Landessuperintendent auch die steigende Bereitschaft der Menschen, ihre Freiheit aus Angst vor Terroristen und Flüchtlingen „auf dem Altar der Sicherheit zu opfern“.
Als Gegenkonzept präsentierten Hennefeld und Elbs die mit Verantwortung verbundene Freiheit. Franz von Assisi oder die im Nationalsozialismus ermordeten Geistlichen Dietrich Bonnhoeffer und Carl Lampert oder der NS-Wehrdienstverweigerer Franz Jägerstätter seien Beispiele dafür: Sie hätten aus tiefer Verwurzelung mit Gott heraus jenen Mut und Entschiedenheit gezeigt, mit denen sie allen Schikanen und Erniedrigungen getrotzt hätten und ihren Weg mit Gott gegangen seien, sagte Bischof Elbs.

Prototyp dieses Handelns sei Jesus Christus selbst, der erst durch sein Verbunden-Sein mit dem Vater die Freiheit zum Predigen der Feindesliebe und somit zu einem „entschieden-alternativen Weg zu den religiösen Vorschriften seiner Zeit“ erhalten habe, erklärte Elbs. Wie „revolutionär“ die Botschaft der „Freiheit aus einem Verantwortungsbewusstsein für andere Menschen“ gewesen sei, zeige sich daran, dass Jesus „für die Geknechteten, die Unterdrückten, die Kranken und Armen“ gekommen sei, ergänzte Hennefeld. Die Reformatoren hätten in dieser Tradition diakonische Einrichtungen geschaffen oder durch Bildungskonzepte die Mündigkeit der Menschen gestärkt.

Bischof Elbs forderte eine „Ökumene des Gebets, der Freundschaft mit Christus und der Verantwortung für die Welt“ sowie auch „der Nächstenliebe und des solidarischen Lebens“: Verbindung mit Gott führe immer zu wahrer Freiheit und zugleich auch zu Verantwortung „mitzubauen an dem, was Gott wichtig ist“. Daraus erwachse der politische Auftrag, langfristig erfolgreiche, humanistische und lebensfrohe Positionen einzunehmen, auch wenn diese nicht mehrheitsfähig seien. Man müsse „entschieden an die Ränder gehen, bis dahin, sich zu entäußern, die Kreuzwege von Menschen mitzugehen, auch Provokationswege, wenn ich an Lesbos oder an Lampedusa denke“, so der Bischof.

Reinhard Maier