Ökumenischer Aufruf für ein „solidarisches Europa“

© Christian Wiediger

Der vom Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) veröffentlichte Text „zur politischen Verantwortung von Christinnen und Christen“ nimmt auf die österreichische EU-Ratspräsi-dentschaft und die im Mai 2019 bevorstehenden Wahlen zum Europäischen Parlament Bezug.

Österreich hat im zweiten Halbjahr 2018 die EU-Ratspräsident-schaft inne. Zudem stehen im Mai 2019 die Wahlen zum Europäischen Parlament an. Vor diesem Hintergrund erlässt der Vorstand des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRKÖ) diesen Aufruf. Er stützt sich dabei auf die von allen Kirchen Europas mitgetragene „Charta Oecumenica“ sowie auf das „Sozialwort“ der Kirchen Österreichs, in dem es heißt: „Ausgehend von der Weltzuwendung Gottes wissen sich die Kirchen in besonderer Weise an die Seite der Armen und Ausgestoßenen gestellt.

Wir treten ein für:

– Ein soziales Europa
Armut und Obdachlosigkeit, die zunehmende Ausgrenzung von Menschen und die großen Wohlstandsunterschiede in Europa – all das verweist auf die bisher ungelöste Aufgabe der Verwirk¬ lichung einer solidarischen Gemeinschaft. Ohne den freien Austausch von Gütern und Dienstleistungen einzuschränken, muss die Existenz der Menschen gesichert und Chancengleichheit gegeben sein. Das ist die Aufgabe der europäischen Politik. Wir brauchen ein Europa, in dem die Würde jedes Menschen gewährleistet ist.

– Ein schützendes Europa
Europa muss ein Hafen für Menschen sein, die Schutz vor Verfolgung suchen. Wir lehnen ein Europa ab, das zur Festung ausgebaut wird. Flucht und Migration sind zentrale Themen der öffentlichen Diskussion geworden. Von der Europäischen Union ist zu erwarten, dass sie vor allem in die Integration von Menschen investiert, zum Wohl aller.

– Ein demokratisches Europa
Der Ungeist des Nationalismus hat in der Vergangenheit immensen Schaden verursacht. Daher haben sich die christlichen Kirchen Europas in der „Charta Oecumenica“ „verpflichtet, jeder Form von Nationalismus entgegenzutreten. die zur Unterdrückung anderer Völker und nationaler Minderheiten führt“

– Ein versöhnendes Europa
Angesichts von aktuell größeren und kleineren nationalen Konflikten in Europa sind die Kirchen aufgerufen, sich als Brückenbauerinnen zwischen Konfliktparteien zu bewähren, um so die Fundamente Europas zu stärken. Versöhnung, ein zentraler christlicher Begriff, hat auch eine politische Dimension.
Der Vorstand des Ökumenischen Rates der Kirchen ruft daher auf, bei der im kommenden Mai anstehenden Wahlentscheidung die genannten Aspekte mit zu bedenken.

Auszug aus der Erklärung des Ökumenischen Rates der Krichen in Österreich