Mein faires Smartphone und ich

Foto: Fairphone
Foto: Fairphone

Eine Fairphone-Besitzerin berichtet

23.02.2017 – Montag, halb acht Uhr morgens. Der Handy-Wecker läutet. „Sie haben Ruhe genossen für 475 Minuten“, lese ich auf meinem Fairphone. Ganz genau, mein Handy sagt mir, wie lange ich es nicht verwendet habe, wie lange ich Smartphone-frei geblieben bin. Oft ist das erschreckend wenig. Aber es motiviert mich, das Handy länger aus der Hand zu legen.

Das ist nur eines der netten Spezialitäten meines Fairphones. Es sagt mir außerdem, wie lange mein Akku noch hält und was ich tun kann, um die Akku-Laufzeit zu verlängern. Jedes Mal, wenn ich eine neue App installieren will, macht es mich darauf aufmerksam, wie sehr diese App in meine Privatsphäre eingreift. Ich kann einstellen, ob ich gerade nicht gestört werden möchte, nur wichtige Nachrichten erhalten will oder ob jeder Anruf und jede Whatsapp-Nachricht zu mir durchdringen soll. Offensichtlich wollen mir die Entwickler des Fairphones helfen, zu einem verantwortungsvollen Umgang mit meinem Smartphone zu finden.

Modularer Aufbau

Würde mein Fairphone einen Sprung bekommen, so könnte ich es selbst reparieren. Das Fairphone ist modular aufgebaut, besteht also aus Einzelteilen, die man ineinanderstecken und austauschen kann. Auf der Website von Fairphone gibt es Ersatzteile wie Kamera und Batterie zu bestellen. Ich habe das Fairphone seit einem halben Jahr, schon mehrere Male ist es mir heruntergefallen. Kaputt gegangen ist bislang noch nichts.

Der modulare Aufbau hat allerdings einen Haken: Das Fairphone ist sehr dick, liegt schwer in der Hand und wirkt etwas behäbig. Mit den superschlanken Design-Smartphones kann es optisch nicht mithalten. Allerdings hat es so Wiedererkennungswert. Schon viele Gespräche über faire Produktion haben sich so ergeben, weil das Fairphone meinen Freunden und Bekannten aufgefallen ist.
Mein Fairphone kam ohne Zubehör. Ladekabel und Kopfhörer hatte ich ohnehin schon zu Hause. Dafür kann ich zwei SIM-Karten in mein Fairphone geben.

Ein Preis, der es einem Wert sein muss

Unangenehm ist der Preis. 550 Euro habe ich für mein Fairphone mit Versandkosten bezahlt. Viele Freunde verstehen nicht, warum man so viel Geld für ein Smartphone ausgibt, dass doch nur gehobene Mittelklasse ist und mit einem iPhone nicht mithalten kann. Mit dieser Kritik haben sie recht – das Fairphone ist ordentlich und arbeitet mit dem Betriebssystem Android 5.1 relativ schnell, aber eben nicht mehr. Gerade die Qualität der Fotos lässt zu wünschen übrig. Der Auslöser ist langsam und sind die Lichtverhältnisse etwas schlechter, ist das Fairphone schnell überfordert.

Ich habe lange überlegt, ob ich mir das Fairphone zulegen soll. Mir gefällt die Philosophie hinter dem Fairphone. Die Hersteller dokumentieren genau, woher ihre Rohstoffe kommen und wo sie produzieren und setzen sich für faire Produktionsbedingungen ein.

Der Preis war es mir schließlich wert. Doch nervt es mich jetzt umso mehr, dass das Fairphone nach nur einem halben Jahr anfängt zu jammern, sich hin und wieder aufhängt oder Apps unerwartet beendet. Aber auch hier, je mehr Unterstützung die Idee erfährt. umso besser werden die kommenden Updates und die nächste Generation.

Ines Schaberger