Letzte Wünsche wagen

Wunschfahrt in den Nationalpark Neusiedler See-seewinkel, wikimedia_commons_Foto von "haeferl"

Wunschfahrt mit dem Wunschmobil am Lebensende

„Darf es noch etwas sein?“ Wenn Sie am Lebensende noch einen Wunsch frei hätten, welcher wäre das? Womöglich würden Sie gerne noch einmal den Sonnenuntergang am Ufer dieses Sees genießen wie damals mit ihrer Frau. Oder Sie wären gerne zu Besuch bei ihrer Familie an einem entfernten Ort in Österreich und können wegen ihrer Erkrankung nicht verreisen. Seit einigen Monaten gibt es die Umsetzung dieser guten christlichen Idee. Auch Sterbende bleiben Menschen mit Würde und mit Wünschen, die jedoch meist nicht mehr in Erfüllung gehen. Einmal noch wird bei zwei neueren Angeboten des Roten Kreuzes und des Samariterbundes auf einen Wunsch zu einer kleinen Reise in der schweren letalen Phase eine Wunschausfahrt organisiert.

Wunschmobil und Wunschfahrt

Die „Samariter-Wunschfahrt“ oder auch das „ROTKREUZ-WUNSCHMOBIL“ erfüllen Herzenswünsche von Ihnen oder Ihren Liebsten, wenn es gegen Ende eines Lebens geht. Das Rotkreuz-Wunschmobil bringt Sie zu einem besonderen Menschen, den Sie noch einmal sehen möchten. Etwa auf die Alm, wo Sie früher einmal Urlaub gemacht haben. Oder Sie fahren mit einer Wunschfahrt ins Kino, Theater oder auf ein Konzert Ihres Lieblingsinterpreten oder ihrer Lieblingsinterpretin. Aber es geht auch zum Frühschoppen der Blasmusik, an einen See, wo Sie noch einmal mit einem Schiff fahren könnten. Und Sie können auch einfach an einen besonderen Ort Ihrer Wahl, den Sie besuchen möchten, den Sie mit den schönsten Erinnerungen verbinden. Menschen letzte Wünsche erfüllen, zählt zu den erfüllenden und sinnstiftenden Momenten, die wir erleben können. Und so bietet Das Rote Kreuz und der Samariterbund schwerstkranken Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen hier genau dieses an. Sprechen Sie ihre Herzenswünsche aus, schreiben Sie diese auf! Und tragen Sie diese online ein, dann werden Sie kontaktiert.

„Noch einmal das Leben erleben!“

So lautet etwa der Slogan des Arbeiter-Samariterbundes. Besuchen sie ein letztes Mal den Heimatort. Seien Sie für ein paar Stunden bei der Taufe des Urenkels dabei oder treffen Sie noch einmal den besten Freund beim Angeln oder die beste Freundin auf der Terrasse eines Kaffees. Auch am Ende eines Lebens kann es letzte Kapitel im Buch des Lebens geben. Oft mag es am Geld der Angehörigen fehlen, oder es gibt überhaupt keine Angehörigen mehr. Dann kann diese Form der Wunscherfüllung einmal noch so ein Gefühl geben: Ich bin wichtig. Auch am Ende nimmt sich jemand Zeit, und kümmert sich ein Team an Spezialist*innen um alle wichtigen Vorkehrungen. Die Busse sind eigens hergerichtet, um den Anforderungen eines Transports bei schwerer Krankheit zu genügen. Viele der Wünsche, die wir am Lebensende haben, klingen ja sowieso eher bescheiden. Oft heißt es auch, mit dem Alter werden die Wünsche einfacher, simpel, dreht sich viel um Familie und Freundinnen und Freunde und Orte und Landschaften. Sie triggern mit ihren Gerüchen und Farben unser Erleben und die Erinnerung an vergangene schönere und einfachere Zeiten.

Keine Kostenfrage am Ende des Lebens

Für Familie und Freund*innen sind diese Wünsche einer Ausfahrt, auch aufgrund des schlechten Gesundheitszustands ihrer geliebten Bezugsperson, meist nicht erfüllbar. Da braucht es weiters professionelle medizinische Betreuung und entsprechendes Equipment. Das alles bietet die „Samariter-Wunschfahrt“ oder auch das „Rote Kreuz Wunschmobil“. Die Teams engagieren sich freiwillig. Sie stehen helfend zur Seite, vermitteln die notwendige Geborgenheit und begleiten Menschen auf ihrem letzten Weg. Die Teams bestehen aus Ärzt*innen, Sanitäter*innen, dipl. Gesundheits- und Krankenpflegepersonen und Hospizmitarbeiter*innen. Ist alles organisiert, dann heißt es: Ab und auf die Reise. Übrigens werden die Wunschfahrten ausschließlich über Spenden zu genau diesem Zweck abgedeckt. Deshalb sind die Organisationen hier auf Spenden angewiesen. Einmal noch auf Reisen sein zu können, zu den Liebsten und an den Lieblingsort bevor es auf die große und dann wirklich letzte Reise geht. Eine gute Idee und großartige Initiativen, die Aufmerksamkeit verdienen.

Harald Kluge
www.wunschfahrt.at (Arbeiter Samariterbund)
www.roteskreuz.at/oberoesterreich/rotkreuz-wunschmobil