In aller Freundschaft

Illegalität von Homosexualität in der Welt
Illegalität von Homosexualität in der Welt (wikicommons)

Die Presbyterian Church of Ghana und die Evangelischen Kirchen in Österreich

„Wir sind der Auffassung, dass die Aktivitäten von LGBTQI*-Personen und deren Unterstützer eine Bedrohung nicht nur für christliche Ideale und Werte sind, sondern auch schädlich für die grundlegende Existenz der Menschheit.“

So hat sich eine Reformierte Kirche (nicht unsere in Österreich!) letzten Herbst zu einem Gesetzesentwurf in ihrem Land geäußert, der nicht nur die Zugehörigkeit zur LGBTQI*-Community, sondern auch die Unterstützung für deren Anliegen unter mehrjährige Gefängnisstrafen stellt. Diese Kirche ist die „Presbyterian Church of Ghana“ (PCG), seit Jahren eine Partnerkirche der Evangelischen Kirche A.u.H.B. in Österreich.

Menschenrechte seien ein Vorwand

Nun ist dieses Gesetz bisher noch nicht im ghanaischen Parlament beschlossen worden, und es sieht auch danach aus, dass es sich dort vornehmlich um eine Machtprobe zwischen Regierung und Opposition handelt, wie so oft auf dem Rücken einer Minderheit, die sich nicht dagegen wehren kann. instrumentalisiert zu werden. In den ghanaischen Kirchen (auch der dortige ökumenische Rat hat sich ähnlich wie die PCG geäußert) geht es um ein grundsätzlicheres Argumentationsmuster, nämlich um die Verteidigung „afrikanischer“ Werte gegenüber denen der ehemaligen europäischen Kolonialisten. Der Prozess der Kolonialisierung, so die Argumentation, hat mit der Unabhängigkeit der jeweiligen Länder in den 1950er und 1960er Jahren nicht aufgehört, sondern setzt sich in einer moralischen und ethischen Bevormundung fort. Westliche Werte, wie eben z.B. die Akzeptanz von LGBTQI*-Personen und deren Wertschätzung und Gleichstellung würden den afrikanischen Gesellschaften und besonders auch religiösen Gemeinschaften aufgezwungen. Die PCG, wie gesagt: unsere Partnerkirche, hat sich wiederholt in diese Richtung geäußert. Z.B. wurde bereits 2010 in einem kirchlichen Dokument festgehalten, dass eben diese moralische Bevormundung dazu geführt habe, dass sich die afrikanischen Länder wirtschaftlich nicht so entwickelt haben wie u.a. China und andere asiatische Länder, denen westliche Werte gleichgültig seien. Mehr noch: der europäische Verweis auf die Menschenrechte in LGBTQI*-Fragen sei nur ein Vorwand, um weiterhin eine „geistliche Kolonialisierung“ fortzuführen.

Sieht so Zusammenarbeit aus?

Die Zusammenarbeit der PCG und der evangelischen Kirche A.u.H.B. in Österreich reicht zurück bis in die 1970er Jahre. Im Partnerschaftsabkommen zwischen beiden Kirchen verpflichtet man sich zum regelmäßigen Austausch über die jeweils gerade aktuellen Themen zwecks Verbesserung des Verständnisses für die Situation der Partnerin.

Zum Thema „LGBTQI* und Kirche(n)“ hat dieser Austausch nie stattgefunden. Vielmehr hat die PCG bereits 2011 auf ihrer Synode einseitig beschlossen, alle Partnerschaften mit Kirchen, die homosexuelle Menschen ordinieren, aufzulösen. 2012, bei der folgenden Synode, wurde dieser Beschluss in Anwesenheit einer Delegation aus Österreich noch einmal bestätigt. Die Folgen dieser Entscheidung: keine. Formal wurde ein Weg gefunden, den Partnerschaftsvertrag aufrecht zu erhalten. Inhaltlich kam es zu keinem Dialog. Dabei stand immer außer Zweifel, dass das unterschiedliche Verständnis biblischer Aussagen zum Thema „Homosexualität“ respektiert wird – es gibt ja dazu auch unter Evangelischen in Österreich keine einheitliche Meinung. Nun ist die PCG einen Schritt weiter gegangen und unterstützt eine Kriminalisierung von LGBTQI*-Personen und derer, die sie unterstützen, also auch Mitglieder der österreichischen Partnerkirchen, sobald sie ghanaisches Territorium betreten.

Partnerschaft ist so nicht mehr möglich.

Weiterhin konkrete Projekte z.B. im Bildungsbereich durch Kollekten aus den Gemeinden zu fördern, dagegen spricht wohl nichts. Verschiedenheit zu akzeptieren, heißt aber gelegentlich auch, sich in gegenseitigem Respekt friedlich voneinander zu trennen.

Johannes Wittich
Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche H.B.