Die neue Direktorin der EFA Gerti Rohrmoser im Interview

Gruppenfoto mit Gerti Rohrmoser in der Bildmitte
Freude in der Frauenarbeit über die neu gewählte Direktorin Gerti Rohrmoser (Bildmitte). Foto: EFA

Erstmals eine reformierte Frau an der Spitze der Evangelischen Frauenarbeit.

14.10.2016 (epdÖ) – Die Evangelische Frauenarbeit in Österreich (EFA) hat eine neue Direktorin: Bei ihrer Herbstkonferenz in Feld am See wurde Gerti Rohrmoser zur neuen Direktorin gewählt. Durch das Ausscheiden von Pfarrerin Barbara Heyse-Schaefer als EFA-Direktorin mit 1. September 2016 war der Posten der Direktorin vakant geworden. Interimistisch wurden die Geschäfte der EFA schon seit über einem Jahr von Gerti Rohrmoser geführt. Rohrmoser ist Mitglied der Evangelischen Kirche H.B. und seit elf Jahren Kuratorin der Pfarrgemeinde Wien-Süd. Durch ihr Theologiestudium stark von Karl Barth und Kurt Lüthi geprägt, ist für sie der Alltag der Ort, wo sich Theologie bewähren muss. Mit Gerti Rohrmoser hat die Frauenarbeit erstmals eine evangelisch-reformierte Direktorin.

Mit Beharrlichkeit, Humor und Liebe zu den Menschen

Das Interview mit der neuen EFA-Direktorin Gerti Rohrmoser führte Sonja Bredel.

Sonja Bredel: Frau Rohrmoser, nach etwas mehr als einem Jahr als stellvertretende Direktorin der EFA sind Sie jetzt offiziell in dieses Amt gewählt worden. Dass Sie dieses Amt angenommen haben, ist kein Zufall. Schon sehr lange sind Sie für die EFA tätig. Wie sah Ihr Weg zur und dann in der Evangelischen Frauenarbeit aus?

Gerti Rohrmoser: Frauenarbeit ist etwas, was ich immer tun wollte und gesucht habe. Schon als ich mit knapp über 20 für die Konfiarbeit meiner Gemeinde zuständig war, war es mir wichtig, etwas zu tun für die, die Gemeinden tragen.
Frauenarbeit ist aber auch etwas, in das man „hineinwachsen“ muss. Ich hab mich immer gefreut, wenn Frau Mlady, die damals in Wien-Süd den Frauenkreis betreute, mich einlud, Frauenkreisstunden mitzugestalten oder sie beim Weltgebetstag der Frauen zu unterstützen. 2004 bin ich dann in die übergemeindliche Frauenarbeit eingestiegen. Zuerst im Vorstand des Weltgebetstages, dann im Frauenforum HB, 2008 auch im gesamtösterreichischen Leitungsteam der EFA.

Als Mitglied des Leitungsteams der EFA seit acht Jahren und das letzte Jahr als stellvertretende Direktorin hatten Sie bereits besten Einblick in die Arbeit, die Sie jetzt offiziell übernommen haben. Können Sie uns erzählen, wie Sie diese angehen?

Im Augenblick bin ich hauptsächlich damit beschäftigt, den Frauen zuzuhören. Ich fahre in die Diözesen, zu Veranstaltungen und versuche zu erfragen, was gerade Thema ist, was die Frauen beschäftigt, was ihnen Sorgen macht, woran sie Freude haben und was uns alle verbinden kann. Das werden meine „Zutaten“ sein, aus denen ich ein hoffentlich wohlschmeckendes, anregendes EFA-Menü zubereiten kann. Ich verstehe mich nicht als „Alleinunterhalterin“, die umsetzt, was ihr gerade in den Sinn kommt. Die Frauenarbeit wird immer so aussehen, wie wir sie gemeinsam gestalten.

Sie koordinieren also eher, als dass Sie dirigieren?

Ja, ich verstehe mich zuerst als Koordinatorin. Die Frauenarbeit lebt sehr kräftig und „blüht“ gewaltig in den 7 Diözesen und auch im Frauenforum HB. Da ist oft gar nichts anderes nötig, als die richtigen Frauen „zusammenzubringen“ und dann sprudeln die Ideen nur so. Da kommt so viel an Wissen und Erfahrung zusammen. Natürlich werde ich mich an diesem Austausch kräftig beteiligen und auch Ideen und Themen mit ins Spiel bringen.

Als Direktorin sind Sie wahrscheinlich auch die Ansprechperson in Problemfällen, die Frau die angerufen wird, wenn es irgendwo brennt.

Das ist sicher auch Teil meines Jobs, jedenfalls so wie ich ihn verstehe. Ich hoffe sehr, dass ich dann angerufen werde, wenn irgendwo ein Knoten auftaucht – auch wenn das hoffentlich nicht allzu oft passiert, dass es „brennt“!

Wissen Sie schon, worauf Sie Ihr besonderes Augenmerk legen werden?

Darauf, nicht nur den Kopf zu füttern, sondern auch die Seele. Ich würde der Frauenarbeit gern eine gewisse Leichtigkeit geben, zeigen, dass Leichtigkeit nicht gleichbedeutend ist mit Oberflächlichkeit und die gute Prise Humor, die es braucht, nicht gleichzusetzen ist mit Unernsthaftigkeit.
Darüber hinaus möchte ich gern nach dem Motto verfahren, das gerade 2017, im „Jahr des Glaubens“, wieder sehr aktuell ist: Prüfet alles und das Gute behaltet!

Als Direktorin werden Sie die EFA auch nach außen vertreten. Wie wird die EFA von Außenstehenden wahrgenommen?

Das kommt auf die Perspektive der Außenstehenden an. Wenn sie einmal enger mit der EFA verbunden waren, dann ist es oft eine wohlmeinend kritische Haltung. Erwartungen wurden manchmal enttäuscht, weil sich die EFA nicht im eigenen Sinne weiterentwickelt hat oder weil sie sich zu langsam entwickelt. Von denen, die gar nichts mit uns zu tun hatten, ist es leider oft Ablehnung. Den einen sind wir zu altmodisch den anderen zu politisch, manchen zu wenig fromm, manchen zu wenig frech… Oft – und gerade bei jungen Frauen – kommt die Frage danach, ob es heute denn noch eine eigene „Frauenarbeit“ braucht. Manche finden, dass schon die Bezeichnung nicht einladend ist; „Frauenarbeit“ – klingt ja wirklich nicht gerade nach Spaß …

Was wird dabei oft übersehen?

Dass die Frauenarbeit ein sehr lebendiges, buntes, vielgestaltiges Wesen hat. Frauenarbeit in einer burgenländischen Landgemeinde gestaltet sich ganz anders und hat ganz andere Erfordernisse als beispielsweise in der Großstadt Wien. Gesellschaftspolitisch braucht es die Frauenarbeit sicher immer noch – und im Augenblick vielleicht sogar wieder mehr denn je. Vieles, was in den letzten 40 Jahren die Frauenbewegung für uns erstritten und erkämpft hat, ist leider immer noch nicht selbstverständlich und unumstößlich.

Was für Eigenschaften braucht die Direktorin der EFA neben den üblichen Führungsqualitäten und Kenntnissen der evangelischen Kirchenlandschaft in Österreich?

Da braucht es manchmal sicher einen langen Atem und Beharrlichkeit, eine gute Portion Humor, viel Liebe zu den Menschen und ein bisschen Liebe für administrative Arbeit …

Frau Rohrmoser, ich danke ihnen ganz herzlich für das Interview.