5. Dezember 2020 „Auf dem Weg zur Krippe 7. Tag“

von Réka Juhász

Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.
(Römer 12,21)

„Irgendwo im dunklen Wald, wo es finster ist und bitterkalt, da hausen sie, die Schreckgesellen, mit Hörnern, Ketten und mit Fellen!“ – beginnt Michaela Holzinger ihre Geschichte über „Nikolaus und Krampus Graus“. Doch die Krampusgeschichte nimmt einen anderen Lauf. Graus ist kein Schreckensgeist, sondern einer der für seine Freunde im Wald Weihnachtskekse bäckt und den schweren Nikolaussack ohne Murren anpackt. „Dieser Krampus hat zwar krumme Zähne, doch eine viel zu schöne Mähne, und seine Nase ist zwar knollig, doch sein Blick ist viel zu drollig, Meinst, du die Kinder mögen den? Nikolaus seufzt: Wir werden sehen.“

… Ich mag den, denn er ist kein Schreckensbild mehr, sondern ein Vorbild. Durch Krampus Graus verwandelt Michaela Holzinger die Angst der „Nichtbraven“ in eine einzigartige Freude über „beschenkt zu sein“ und auch über „geliebt zu sein, so wie ich bin“.
Denn was ist überhaupt dieses „Nicht-brav-sein“, womit Kinder immer noch sehr häufig abgestempelt werden. Was macht denn ein Kind schlimm? Die Art und Weise wie ein Kind seine Bedürfnisse nach Nähe, nach Aufmerksamkeit, nach Ruhe, nach Verständnis usw. ausdrückt, kann sehr unterschiedliche Intensität haben. Ein impulsives Kind mit Strafen auf einen „braven“ Weg zu bringen wird irgendwann in einen äußeren oder inneren Widerstand seitens des Kindes enden. Es gibt in der Erziehung und im Zusammenleben „schlimme“ oder überladene Situationen, in denen wir uns Erwachsene oft hilflos, wirkungslos und vor allem sehr müde vorkommen … Situationen, in denen wir uns selbst nicht mehr spüren.

„Alle sollten sich beruhigen: Erziehung gibt es nicht, es gibt nur das Zusammenleben und das Vorleben“ – lautet die einprägsame Theorie des renommierten ungarischen Erziehungswissenschaftlers, Tamás Vekerdy. Mit anderen Worten: Beziehung statt Erziehung und Humor anstatt Wut. In diesem Sinne hat Knecht Ruprecht ausgedient. Die beste Unterstützung ist für Nikolaus: Krampus Graus.
Doch was ist mit unserem Nikolaus-Glauben, liebe Erwachsene? Können wir noch daran glauben, dass mit Gutem das Böse und auch die schwierigen und schlimmen Zeiten überwindet werden können??

Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem!

Bildquelle: www.michaela-holzinger.at/bücher/bilderbuch/

Impulse … auf dem Weg zur Krippe 2020 – Die Synodalen und Pfarrerinnen und Pfarrer der Evangelischen Kirche H.B. teilen Gedanken zum Rückzug, zum Umgang mit Unsicherheit, zum Umgang mit Gefahr, zur Solidarität mit anderen, zum Gottvertrauen in diesem Advent. Teilen und Weitergeben ausdrücklich erlaubt.